"Ich glaube nicht, dass die jetzigen Inflationsraten so vorübergehend sein werden, wie Notenbanken jetzt glauben", sagte Weber bei einer Wirtschaftsrats der Partei CDU in Deutschland. Viele Währungshüter seien der Ansicht, dass sich das Problem von selbst erledigen werde.

Er glaube dies nicht. Vielmehr werde ein aktives Gegensteuern der Notenbanken zu irgendeinem Zeitpunkt nötig sein. Das derzeitige Niedrigzinsumfeld werde sich allerdings auf Jahre hinaus wohl kaum ändern. Anleger würden so auf der Jagd nach höheren Renditen in Aktien- und Anleihenmärkte getrieben, wo höhere Risiken lauerten. Weber war Präsident der deutschen Bundesbank innerhalb des Euro-Systems, bevor er 2012 die Leitung des UBS-Aufsichtsgremiums übernahm. Er war 2011 nach Differenzen über den geldpolitischen Kurs der EZB als Bundesbankchef zurückgetreten.

Notenbanken werden sich nach Einschätzung des einstigen Geldpolitikers zunächst darauf konzentrieren, den Zuwachs und dann vielleicht das Niveau ihrer Bilanzen zu stabilisieren: "Und erst in ferner Zukunft wird man Bilanzen abbauen und dann eventuell die Zinsen angehen", sagte der UBS-Verwaltungsratspräsident. In einem solchen Umfeld werde man eine "Inflationierung von sehr vielen Märkten sehen", sagte Weber.

Die Inflation im Euro-Raum hatte im August einen kräftigen Schub erhalten und die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich übertroffen. Die Verbraucherpreise kletterten binnen Jahresfrist um 3,0 Prozent - die höchste Rate seit November 2011. Die EZB strebt mittelfristig eine Teuerung von 2,0 Prozent an. Die EZB rechnet mit weiterhin hohen Inflationsraten in diesem Jahr. Allerdings ist der momentane Inflationsschub aus Sicht der Währungshüter nur ein vorübergehendes Phänomen, der mit der Wiederöffnung der Wirtschaft nach den Lockdowns zu tun hat. 

(Reuters/cash)