Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September aufs Jahr hochgerechnet um 33,1 Prozent im Quartalsvergleich zu, wie die US-Regierung am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Analysten hatten für das dritte Quartal mit einem Zuwachs um 32,0 Prozent gerechnet.

In den Monaten April bis Juni war die grösste Volkswirtschaft der Welt noch um annualisiert 31,4 Prozent eingebrochen. Das war der schärfste Wirtschaftseinbruch seit Beginn der Aufzeichnungen. An den Finanzmärkten zeigte sich nach den BIP-Daten keine grösseren Kursreaktionen.

In den USA werden Wachstumszahlen auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie sich die Wirtschaft entwickeln würde, wenn das Tempo des aktuellen Quartals ein Jahr lang gehalten würde. Die Zahlen sind nicht unmittelbar mit europäischen Daten vergleichbar, weil dort auf eine Annualisierung verzichtet wird. Umgerechnet in die in Europa übliche Betrachtungsweise entspräche das Wachstum in den USA im dritten Quartal einem Plus von etwa 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

Zuwachs als Effekt der Statistik

Zum Teil ist der starke Zuwachs im dritten Quartal aber auch ein Effekt der Statistik: Im Vergleich mit dem verheerenden zweiten Quartal sieht das Wachstum beeindruckend aus. In absoluten Zahlen würde die Wirtschaftsleistung aufs Jahr hochgerechnet nun bei 21,15 Billionen US-Dollar liegen. Das wäre etwas niedriger als der im ersten Quartal, also vor der Pandemie, berechnete Wert von 21,56 Billionen Dollar.

Die Bekanntgabe der Daten wenige Tage vor der US-Wahl dürfte sofort zum Politikum werden: Präsident Donald Trump, der sich am Dienstag um eine zweite Amtszeit bewirbt, hatte seinen Anhängern im Wahlkampf bereits ein Rekordwachstum versprochen. Trump liegt in Umfragen derzeit zurück. Er dürfte die Wachstumsdaten nun als Beweis dafür anführen, dass er die Wirtschaft gut durch die Corona-Krise gebracht habe. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) warnt jedoch, dass die Entwicklung der Wirtschaft inzwischen vom Virus abhängig sei. Die Fed erwartet für das Jahr 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,7 Prozent - was einer schweren Rezession entspricht.

In Bezug auf die Pandemie sieht es eher schlecht aus: Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist zuletzt im Schnitt wieder auf rund 70'000 gestiegen, Tendenz steigend. Am Mittwoch waren es 79'000. Erste Städte haben bereits neue Corona-Auflagen erlassen.

Trump verspricht den Wählern einen raschen Aufschwung. Er fordert ein Ende der Corona-Auflagen, damit die Wirtschaft weiter wachsen kann. Biden hingegen betont, dass die Eindämmung der Pandemie eine Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum sei. Biden schliesst auch das erneute Verhängen weitgehender Corona-Auflagen nicht aus, falls die Infektionslage das erfordern sollte. Bei Auftritten vor seinen Anhängern bringt Trump es auf diese Formel: "Es ist eine Wahl zwischen einem Trump-Boom und einem Biden-Lockdown."

Auch der Arbeitsmarkt war brutal eingebrochen. Die Arbeitslosenquote schnellte im April auf fast 15 Prozent, den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Bis September sank sie wieder auf 7,9 Prozent. Vor der Pandemie hatte die Quote bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.

(Reuters)