Es seien Feuer ausgebrochen. Im Osten des Landes bereitete sich das Internationale Rote Kreuz (IKRK) auf einen erneuten Evakuierungsversuch von Einwohnern in Mariupol vor. Ein Hilfskonvoi war am Freitag auf dem Weg in die Hafenstadt umgekehrt, da die Lage als zu gefährlich eingeschätzt wurde. Russland machte das IKRK für die Verzögerungen verantwortlich.

Die Eroberung von Mariupol ist ein wichtiges strategisches Ziel Russlands, um den Donbass unter eigene Kontrolle zu bringen. Die russische Armee hat als neuen Schwerpunkt die vollständige Einnahme der südöstlichen Region verkündet. Dafür sollen die Vorstösse auf die Hauptstadt Kiew zunächst eingestellt werden. Die Regierung in Moskau wertet das als Entgegenkommen in den Friedensverhandlungen mit der ukrainischen Seite.

Die ukrainische Armee und westliche Sicherheitsexperten gehen dagegen davon aus, dass Russland bislang die selbstgesteckten militärischen Ziele nicht erreicht hat und seine Truppen nun neu formiert. Russland wertet die Invasion als militärischen Spezialeinsatz, die Ukraine und der Westen sprechen von Krieg.

Bürgermeister: Über 300 Einwohner getötet

Nach ukrainischen Angaben konnten mehr als 30 Städte und Dörfer um Kiew zurückerobert werden. In Bucha, 37 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, sind nach Angaben von Bürgermeister Anatolij Fedoruk über 300 Einwohner getötet worden. Reuters-Reporter sahen Leichen auf den Strassen liegen. Aus offenen Gräbern bei einer Kirche ragten Hände und Füsse mehrerer Leichen. "Die gesamte Region Kiew ist von den Angreifern befreit", schrieb die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar auf Facebook. Reuters konnte die Angaben nicht überprüfen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte, die Russen hätten die Gebiete vor ihrem Abzug vermint. Der ukrainische Rettungsdienst teilte mit, dass bei einer Durchsuchung des Dorfes Dmytriwka mehr als 1500 Sprengkörper gefunden worden seien. Das russische Verteidigungsministerium antwortete nicht auf eine Anfrage zu diesen Angaben.

Auch nach der letzten Verhandlungsrunde beider Seiten per Videokonferenz war kein Durchbruch absehbar. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, das Wichtigste sei, dass die Gespräche fortgesetzt werden. Eine neue Runde ist bislang nicht angekündigt worden. Der ukrainische Unterhändler Dawid Arachamia sagte, die Verhandlungen hätten einen Stand erreicht, der direkte Gespräche zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Selenskyj ermögliche. Bislang lehnt Putin ein Treffen mit Selenskyj ab. 

(Reuters)