Bitcoin, die älteste und wichtigste Cyber-Devise, rutschte am Freitag unter die Marke von 30'000 Dollar und steuerte mit einem Minus von insgesamt rund 16 Prozent auf den grössten Wochenverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu. Anfang Januar hatte die Kryptowährung noch ein Rekordhoch von knapp 42.000 Dollar erreicht.

Die UBS warnte schon früher in dieser Woche neue Krypto-Investoren, die jetzt in die Rekordrallye eintauchen wollen: Sie könnten immer noch ihr ganzes Geld verlieren.

Laut einem Anlegerbrief von UBS Global Wealth Management ist nicht auszuschliessen, dass die bekannten Digitalwährungen dereinst wieder vom Erdboden verschwinden. Zum Beispiel wegen regulatorischen Eingriffen oder wegen Konkurrenz-Krypto-Tokens, die von den Zentralbanken selber ausgegeben werden.

Die UBS hält es zwar für möglich, dass die Bitcoin-Preise kurzfristig weiter steigen. Sie warnt aber, dass der Sektor auf lange Frist existenziell bedroht ist.

Vertrauen fehlt weitgehend

"Aus unserer Sicht gibt es wenig, was verhindern kann, dass der Preis einer Kryptowährung auf Null fällt, wenn eine besser ausgestaltete Version lanciert wird; oder wenn regulatorische Veränderungen die Stimmung abwürgen". Dies schreiben die UBS-Autoren, darunter Michael Bolliger, der Chief Investment Officer für Emerging Markets bei UBS Wealth Management.

"Netscape und Myspace sind Beispiele von Netzwerk-Dienstleistungen, die sich breiter Popularität erfreuten, aber schliesslich doch verschwanden", schreiben die Strategen als Reaktion auf ein steigendes Kundeninteresse.

Paul Donovan, Chefökonom bei UBS Wealth Management, doppelte diese Woche nach und sagte in einem Video, Kryptowährungen könnten aufgrund der fehlenden Geldmengensteuerung durch Notenbanken nie als eigentliche Währungen funktionieren.

Grund: Es fehlt schlussendlich das Vertrauen in die Währung als Zahlungsmittel. Eine "richtige" Währung habe eine Funktion als stabile Geldaufbewahrung - und sie gebe den Nutzern Vertrauen, dass sie heute wie auch morgen für den selben Betrag den gleichen Korb von Gütern kaufen könnten.

Berühmte Investoren sind eingestiegen

Nach dem jüngsten Rückschlag des Bitcoin debattieren die grössten Geldmanager der Welt die volatile Anlageklasse sehr interessiert. Berühmte Investoren wie Paul Tudor Jones und Stan Druckenmiller sind eingestiegen, während Kritiker hier eher Casinozustände, Skandale und Manipulation wittern. 

Langfristig riskiert der Markt regulatorische Eingriffe, so die UBS-Strategen. Sie zitieren unter anderem die Entscheidung der britischen Behörden, den Verkauf gewisser Krypto-Derivate an Kleinanleger zu verbieten.

Wie viele Finanzfirmen beurteilt auch die UBS den praktischen Nutzen virtueller Tokens skeptisch. Allerdings verzichtet die Bank auch darauf, bei den Krypto-Preisen von einer Blase zu sprechen. Denn das Problem liegt darin, den echten Wert einer Anlage ohne Cash-Flow zu bestimmen. 

Andere Experten haben indes ehrgeizige Preisziele auf den Bitcoin gesetzt: Die Kunstwährung werde steigen – so beispielsweise ein Argument –, weil immer mehr institutionelle Anleger ihre Portfolios diversifizieren wollen und die Gold-Bestände zu ihren Gunsten abbauen. Strategen der US-Grossbank JP Morgan trauen dem Bitcoin daher beispielsweise zu, langfristig bis auf 146'000 Dollar zu steigen.

"Wer in Kryptowährungen anlegt", so der Rat von UBS Wealth Management, "sollte das Ausmass seines Investments auf eine Summe beschränken, deren Verlust er sich leisten kann."

Dieser Artikel erschien in der Ursprungsform bei handelszeitung.ch mit dem Titel: "UBS warnt -Bitcoin könnte auch auf Null fallen"