Dem Kryptomarkt droht ein neuer "Winter" in Form von Preiseinbrüchen, die auf Jahre hinaus nicht aufgeholt werden könnten. Vor diesem düsteren Szeanrio warnt die UBS zu Jahresbeginn, als die Kryptowährungen unter steigenden Anleiherenditen und dem Ausblick der nahenden Zinserhöhungen durch die US-Notenbank an Glanz verlieren. 

Denn die diesjährigen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed dürften die Attraktivität von Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether oder Cardano in den Augen vieler Anleger mindern. Dies sagten die UBS-Analysten unter der Leitung von James Malcolm am letzten Freitag in einer Kundenmitteilung.

Steigende Zinsen widerlegen in den Augen der UBS-Analysten die Behauptung, dass Bitcoin eine gute alternative Währung oder Wertaufbewahrung sei. Sie betonen ausserdem, dass die Technologie viele Mängel aufweise und die Regulierung die Entwicklung der Branche bremsen könnte.

Der Preis von Bitcoin ist in den letzten Wochen eingebrochen, da die Märkte immer mehr davon überzeugt sind, dass die Federal Reserve die Zinssätze im Jahr 2022 dreimal oder sogar öfter anheben wird. Der Preis der nach Marktwert führenden Kryptowährung liegt bei 41'773 Dollar. Vom November-Rekordhoch bei 69'000 hat sich Bitcoin deutlich entfernt. Das Kursminus beträgt allein im neuen Jahr 11 Prozent.

Und auch bei den anderen grossen Kryptowährungen zeigen die Kurse in der Tendenz nach unten. Ether verliert gemäss coinmarketcap.com seit Jahresbeginn 13 Prozent, Binance Coin 9 Prozent und Solana sogar 20 Prozent. Cardano ist mit einem Kursplus von 11 Prozent die Ausnahme von der Regel

Vergangenheit verheisst nichts Gutes

Aber die UBS-Analysten glauben, dass es gute Gründe für die Annahme gibt, dass sich die Dinge noch verschlimmern werden. Sie sehen einen "Krypto-Winter" am Horizont aufkommen, in dem die digitalen Vermögenswerte weiter abrutschen und lange Zeit nicht zurückkommen.

Der letzte Krypto-Winter kam zwischen Ende 2017 und Anfang 2018 auf. Der Wert von Bitcoin schlitterte in den folgenden zwölf Monaten von gut 20'000 Dollar auf unter 4000 Dollar. Als Folge verloren viele Investoren das Interesse an digitalen Vermögenswerten.

Und wenn die Zentralbanken 2022 versuchen, die Inflation in den Griff zu bekommen, dann schadet das dem Argument, dass Investoren Bitcoin als Schutz gegen Preissteigerungen halten sollten, sagten Malcolm und seine Kollegen. 

Die geldpolitische Kehrtwende sei auch schlecht für den Preis, da die Stimulierung durch die Zentralbank ein Schlüsselfaktor für die Aufwertung von Krypto-Token in den Jahren 2020 und 2021 war. Die Fed, die die US-Zinssätze letztes Jahr niedrig hielt, dürfte dieses Jahr mindestens drei Zinserhöhungen vornehmen, da sie mit einer himmelhohen Inflation zu kämpfen hat.

Bitcoin kein «besseres Geld»

Die Analysten sagten auch, dass es unter Krypto-Investoren auch eine dämmernde Erkenntnis gibt, dass Bitcoin kein "besseres Geld" ist, weil es sehr volatil ist und sein begrenztes Angebot es unflexibel macht.

Ein weiteres Problem, das zu einem starken Preisverfall führen könnte, sind die Mängel der Kryptotechnologie. Beispielsweise ist die Blockchain-Technologie aufgrund ihres dezentralen Designs schwer zu skalieren. Die Dezentralität erfordert, dass alle Mitglieder des Netzwerks in der Lage sind, Transaktionen zu überwachen und zu verifizieren, sagten die UBS-Analysten.

Die Regulierung sei ebenso ein grosses Problem, schrieben sie. Die zügellose Spekulation über Krypto-Netzwerke "lädt unweigerlich zu einer restriktiveren Aufsicht ein, um die Konsumenten und die Finanzstabilität zu schützen", sagten die Analysten der UBS. "Hochfliegende Stablecoins und DeFi-Projekte werden in den kommenden Monaten mit ziemlicher Sicherheit grössere Rückschläge durch die Behörden erleiden."

Bitcoin unter 30'000 Dollar gut möglich

Die Analysten der UBS befinden sich mit ihrem negativen Ausblick in guter Gesellschaft. Bitcoin könnte dieses Jahr unter 30'000 Dollar fallen, wenn die Luft aus der Krypto-Blase kommt. Dies sagt die Investmentgesellschaft Invesco. Dieser Kursabfall bei der weltgrössten Kryptowährung gehöre in die Liste der "unwahrscheinlichen, aber möglichen" Ergebnisse für 2022.

"Die Massenvermarktung von Bitcoin erinnert uns an die Aktivitäten von Börsenmaklern im Vorfeld des Crashs von 1929", sagte Paul Jackson, der globale Leiter der Vermögensallokation der US-Investmentgesellschaft, am Montag in einer Mitteilung.

"Wir denken, dass es nicht allzu weit hergeholt ist, sich vorzustellen, dass Bitcoin in diesem Jahr unter 30'000 Dollar fallen wird", sagte Jackson und fügte hinzu, er glaube, dass die Wahrscheinlichkeit dafür bei mindestens 30 Prozent liege.