In der Schweiz hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Oktober leicht verschlechtert. Die Arbeitslosenquote stieg von um 0,1 auf 3,3 Prozent. Im internationalen Vergleich ist das aber immer noch wenig, kaum ein europäisches Land weist ähnlich gute Beschäftigungszahlen auf.

Welches aber ist das Land mit der allertiefsten Arbeitslosigkeit der Welt? Ein Blick auf die Statistik der letzten Monate ist einigermassen erstaunlich, ist es doch ein Schwellenland, das in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit nie unter den erfolgreichsten Nationen zu finden ist: Thailand. Im September 2015 betrug die offizielle Arbeitslosenrate rund 0,8 Prozent. Zum Vergleich: Andere Volkswirtschaften der Region wie Myanmar, Vietnam oder China weisen Raten zwischen 2,4 und 4 Prozent auf.

Trickst sich Thailand also die Statistik schön? Neu ist die tiefe Arbeitslosigkeit auf jeden Fall nicht, denn seit 2011 liegt sie mehrheitlich unter 1 Prozent. Laut einem thailändischen Notenbank-Sprecher liegt die Antwort vielmehr bei strukturellen Problemen, wie er kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte.

Strassenhändler und Moped-Taxis

Dazu gehört in erster Linie, dass der informelle Sektor sehr gross ist. 2013 waren mehr als 64 Prozent der berufstätigen Bevölkerung in nicht-offiziellen Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Wer schon einmal in Thailand war, der weiss, dass es viele solcher Jobs gibt. Bangkok beispielsweise ist voll mit Strassenhändlern, Moped-Taxis oder anderen umtriebigen Selbstständigen. Sie alle gelten nicht als arbeitslos.

Eine Arbeitslosenversicherung ist in Thailand praktisch inexistent, was dazu führt, dass betroffene Personen entweder im informellen Sektor Arbeit suchen oder eine Teilzeitstelle antreten, was ebenfalls nicht zur Arbeitslosenstatistik hinzugezählt wird.

Die Grösse des Agrarsektors zählt ebenfalls zu den erwähnten strukturellen Problemen. Laut Bloomberg arbeitet rund 40 Prozent der thailändischen Bevölkerung in der Landwirtschaft. Viele der dort Beschäftigten gelten allerdings als unterbeschäftigt, was heisst, dass sie weniger als 35 Stunden pro Woche arbeiten und Kapazität für mehr Arbeit hätten.

Schnell alternde Gesellschaft

Ebenfalls zu beachten ist die grosse Menge an Arbeitsmigranten aus Kambodscha, Laos oder anderen Nachbarsländern. Diese werden in den Arbeitszahlen nicht berücksichtigt – ob beschäftigt oder nicht.

Schliesslich beeinflussen auch demographische Merkmale die Arbeitslosenstatistik. Erstens beträgt die Geburtenrate laut UNO-Angaben 1,4 Kinder pro Frau. Das ist deutlich weniger als in anderen südostasiatischen Staaten wie zum Beispiel den Philippinen. Zweitens altert die Bevölkerung rapide. Lag der Anteil mindestens 65-Jähriger vor zehn Jahren noch unter 7 Prozent, steht er nun bei 15 Prozent. Folglich scheiden mehr Leute aus der berufstätigen Bevölkerung aus und weniger stossen nach.

Welche Folgen diese Entwicklung in Zukunft haben könnte, zeigt ein Blick nach Japan. Dort ist ein Viertel der Bevölkerung älter als 65 und die Arbeitslosenquote beträgt 3,4 Prozent. Doch grundsätzlich dürfte Thailand auch in Zukunft mit tiefen Arbeitslosenzahlen von sich reden machen. Beobachter rechnen auf jeden Fall nicht damit, dass die regierende Militärjunta den Arbeitsmarkt in Bälde reformieren wird.