Interne Fachleute der Euro-Notenbank seien beauftragt worden, die Vor- und Nachteile eines solchen Schritts auszuloten, sagten vier mit den Überlegungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Mit dem Erwerb von derartigen Firmenbonds würde die EZB die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen erleichtern, die besonders schwer von der Viruskrise getroffen wurden. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.

Unternehmensanleihen, die nicht das Gütesiegel "Investmentgrade" besitzen und damit als stärker ausfallgefährdet gelten, sind bislang von den Anleihenkaufprogrammen der Währungshüter ausgeschlossen. Denn mit dem Erwerb solcher Papiere würde sich die Notenbank dem Risiko aussetzen, Verluste bei den Titeln einzufahren, sollten Unternehmen im Zuge der Virus-Krise zahlungsunfähig werden.

Bisher noch kein konkreter Vorschlag

Den Insidern zufolge muss noch eine Reihe von Euro-Wächtern von der Idee überzeugt werden. Es könne aber womöglich eine Mehrheit für ein solches Vorgehen gefunden werden. Laut den Insidern wurde bislang noch kein konkreter Vorschlag gemacht.

Das Thema sei weiterhin offen, hiess es. Als Präzedenzfall könne Griechenland herangezogen werden, denn die EZB erwerbe Staatsanleihen des Euro-Landes, obgleich die Titel bei den Agenturen als Ramsch eingestuft werden. Zudem verweisen die Insider auf die US-Notenbank Federal Reserve.

Diese hatte im vergangenen Monat entschieden, auch bestimmte hochverzinsliche Schuldenpapiere zu erwerben. Eine der Voraussetzung dafür ist, dass ihr Rating am 22. März noch oberhalb des Ramschstatus lag.

Problemland Italien

Eines der Argumente für den Kauf von Ramschanleihen verweist darauf, dass in Folge der Rezession die Menge an zulässigen Firmenbonds mit höherem Rating wahrscheinlich sinken wird. Das dürfte für schwer von der Pandemie betroffene Euro-Länder wie Italien besonders zutreffen.

Das Land hat bei den grossen internationalen Ratingagenturen nur noch knapp oberhalb des Ramschstatus eingestuft. Wird die Note auf Ramsch gesenkt, dürften auch einige Unternehmen nach unten gestuft werden.

Die EZB akzeptiert bereits in ihren Kreditgeschäften mit Banken für eine gewisse Zeit Wertpapiere als Sicherheiten, die von den Ratingagenturen im Zuge der Virus-Krise auf Ramschstatus heruntergestuft werden. Allerdings bleiben diese meist nur für eine gewisse Zeit als Pfand bei der Notenbank, zudem gibt es Bewertungsabschläge.