Rund einen Monat nach der Berliner Libyen-Konferenz ist in dem nordafrikanischen Land kein Ende des Bürgerkriegs in Sicht. Zwar verständigte sich die EU inzwischen auf eine Überwachung des bei dem damaligen Treffen beschlossenen Waffenembargos. Aber die rivalisierenden Lager in Libyen setzen alles daran, möglichst schnell ihre Arsenale wieder aufzufüllen.

"Beide Seiten bereiten sich auf die nächste Schlacht vor", sagt ein westlicher Diplomat. Mit Hilfe unter anderem Ägyptens versucht Rebellengeneral Chalifa Haftar die Hauptstadt Tripolis zu erobern, in der die international anerkannte und vor allem von der Türkei unterstützte Regierung von Ministerpräsident Fajes al-Serradsch ihren Sitz hat.

Die libysche Regierung habe bereits befürchtet, die Kontrolle über Tripolis zu verlieren, sagen Diplomaten. Inzwischen hätten aber zumindest Angriffe von Kampfflugzeugen auf die Hauptstadt nachgelassen. Dazu kam es Experten zufolge allerdings nicht, weil Rebellengeneral Haftar und seine Unterstützer ernsthaft an einem Friedensschluss interessiert wären.

Vielmehr habe die Türkei die libyschen Regierungstruppen mit besseren Luftabwehrsystemen ausgerüstet. Zudem hätten von der Türkei entsandte Kämpfer Geländegewinne von Haftars Kräften rückgängig machen können. Die Front verlaufe mittlerweile wieder ungefähr so wie zu Beginn der Tripolis-Offensive im April.

General Haftar blockiert Ölfelder und -häfen

Auch Haftars Lager kann neu eingetroffene Waffen nutzen. In den vergangenen Tagen kam zu Angriffen mit Langstrecken-Waffen auf das Zentrum von Tripolis, für die die Rebellen im Osten des Landes verantwortlich gemacht wurden. Laut Sicherheitskreisen haben Haftars Kräfte in den vergangenen fünf Wochen fast 90 tonnenschwere Rüstungslieferungen der verbündeten Vereinigten Arabischen Emirate erhalten. Von der Regierung der Emirate war dazu zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Eine zentrale Rolle im libyschen Machtkampf spielen weiterhin die Ölvorkommen des Mittelmeerlandes. Die Rebellen um General Haftar blockieren Ölfelder und -häfen, obwohl die UN sie zur Aufgabe dieser Taktik aufgefordert haben. Doch bevor die Aufständischen das lukrative Geschäft mit dem Rohstoff wieder freigeben, wollen sie stärker an den Einnahmen beteiligt werden.

Das müsse die internationale Gemeinschaft erkennen, sagt Sanussi al-Swai, Chef einer Stammesgemeinschaft, die rund um Ölanlagen ansässig ist. Andernfalls habe sein Volk andere Möglichkeiten, sich Gehör zu verschaffen. "Wenn es dazu kommt, wird die Welt wissen, was Eskalation bedeutet", sagt Swai in einem Gespräch in seiner weitläufigen Villa im Osten Libyens. 

(Reuters)