Am sechsten Tag in Folge sind heute die Kurse an den chinesischen Aktienmärkten gestiegen. Zwar hat der Shanghai Composite Index heute nur noch um 0,4 Prozent zugelegt - bei 3345 Punkten ist sein Stand aber so hoch wie letztes Mal im Februar 2018, als der Handelskonflikt zwischen den USA und China losging.

Und: In den vorangegangenen Tagen war es kräftig nach oben gegangen. Am Montag schaffte der Shanghai Composite einen Tagesgewinn von 5,7 Prozent, den grössten seit 2015. 

Auch der CSI300 hat in den letzten Tagen kräftig zugelegt und ist heute so viel wert wie zuletzt Anfang 2018. Der Hintergrund sind verbesserte Wirtschaftszahlen, die private und kleine Anleger dazu bringen, breit zu investieren. Sie glauben trotz der weiter nicht eingedämmten Coronaviruskrise daran, dass die wirtschaftliche Erholung die Unternehmensgewinne nach oben bringen wird. 

Vor allem aber auch haben sie offenbar die Unterstützung durch die allmächtige Kommunistische Partei. Das staatliche Finanzinformationsmedium "China Securities Journal" schrieb, dass das Volk einen "gesunden Bullenmarkt" antreiben solle. "Schon früher sind die Rallys sehr stark durch Regierungsanweisungen geprägt gewesen", sagt Kevin Bertoli vom Vermögensverwalter PM Capital. "Immer dann, wenn der Markt für chinesische A-Aktien diese Ausschläge nach oben gezeigt hat, ging es um das Verhalten von Kleinanlegern und die Tatsache, dass viele Anlagekonten eröffnet hatten." 

 

 

Auch die chinesische Notenbank hat ihren Anteil daran, dass die Liquidität an den chinesischen Aktienmärkten so hoch ist wie zuletzt im Juli 2015 - einem Zeitpunkt übrigens, als der Markt einen grösseren Taucher nahm. Damals verlor der Markt innerhalb eines halben Jahres ein Drittel seines Werts, weil sich Ängste um eine wirtschaftliche Abschwächung breitmachten. Aufgrund jener Erfahrung trauen manche der jetzigen Rally nicht: "Ich wäre sehr vorsichtig bei diesen Sachen", sagt Analyst Bertoli.

Im Moment aber profitiert der Markt davon, dass die People's Bank of China (PBoC) ihre Instrumente nutzte, um Liquidität in den Markt zu pumpen. Die PBoC hat den Diskontsatz, zu dem Banken Wechsel an die Zentralbank verkaufen können, sowie einen weiteren Finanzierungszinssatz um je ein Viertelprozent gesenkt. 

"Wie immer müssen wir aufpassen, dass die Leute nicht überstürzt handeln. Aber China steht wirtschaftlich besser da und die Liquidität wird eingeschossen", sagt Jamie Hannah vom ETF-Spezialisten Van Eck, der starke Zuflüsse in seine China-Produkte feststellt. Weil die Bewertungen in China tiefer liegen als anderswo, sind sich gewisse Marktbeobachter sicher, dass die China-Indizes im Momentz noch Luft nach oben haben. 

(Bloomberg/cash)