Das Projekt wurde als Privatisierung des Jahrhunderts gefeiert: Saudi-Arabien will Unternehmensbeteiligungen im Wert von 300 Milliarden Dollar an Investoren abgeben und die Abhängigkeit von Einnahmen aus dem Ölexport verringern. Doch eineinhalb Jahre nach dieser Ankündigung durch Kronprinz Mohammed bin Salman kommt das Projekt nach Einschätzung von Bankern, Investoren und Experten nur im Schneckentempo voran. Ob Bürokratie, fehlende Gesetze, Kurswechsel im Regierungsapparat oder Verdruss bei Interessenten - an vielen Stellen scheint es gerade zu haken.

Unklar ist auch, wie sich der Kampf gegen die Korruption auswirkt. Im November wurden Dutzende Mitglieder der Königsfamilie, Minister und Regierungsbeamte im Rahmen der Ermittlungen festgesetzt. Den Insidern zufolge warten deswegen viele Investoren ab, wie sich die Dinge entwickeln. Ein Grund für die schleppenden Fortschritte ist offenbar auch die Unklarheit, wie viel Kontrolle ausländische Unternehmen bei den privatisierten Firmen bekommen und ob sie auch Stellen streichen dürfen.

Bei der Sanierung des Staatshaushaltes würden die Einnahmen helfen. Zwar fährt die Regierung in Riad ihr Defizit zurück, aber sie selbst rechnet in diesem Jahr damit, dass umgerechnet mehr als 44 Milliarden Euro fehlen werden. Nachfolgend eine Übersicht über wichtige Privatisierungsprojekte:

SAUDI ARAMCO: Die Regierung will fünf Prozent des Ölkonzerns an die Börse bringen und allein damit 100 Milliarden Dollar einnehmen. Ursprünglich sollten die Aktien auch im Ausland gehandelt werden. Doch seit mehreren Wochen deuten Regierungsmitarbeiter an, dass Riad der einzige Börsenplatz werden könnte. Auch an der angepeilten Gesamtbewertung des Konzerns von zwei Billionen Dollar gibt es Zweifel.

POST: Bereits im Februar forderte die Regierung Banken auf, Konzepte für den Verkauf der Post vorzulegen. Unklar ist, ob sie nach Abgabe der Angebote auch beauftragt wurden. Zuletzt sagte Kommunikationsminister Abdullah Alswaha zu Reuters, die Post werde innerhalb von fünf Jahren zu einem gewinnorientierten Unternehmen umgebaut, bevor es zum Verkauf komme.

NAHRUNGSMITTEL: Der Nahrungsmittelimporteur Sago plant, seine Getreidemühlen zu verkaufen. Eigentlich waren die US-Konzerne Archer Daniels Midland und Bunge interessiert. Doch Insidern zufolge sind Investoren unter anderem wegen Eigentumsbeschränkungen beunruhigt.

FUSSBALLCLUBS: Unklar ist auch die Privatisierung von Fußballvereinen. Zunächst wurde die Investmentbank Jadwa damit beauftragt. Doch rechnet etwa der Sportveranstalter Al Tamimi damit, dass der Verkauf erst 2019 oder 2020 in Gang kommt.

STROM: Die Regierung plante eigentlich, den Versorger Saudi Electricity (SEC) aufzuspalten und an Bürger des eigenen Landes oder an Unternehmen weiterzureichen. Im März hieß es, die ersten Teile dürften bis Jahresende abgegeben werden. Unklar ist, wie es weitergeht.

WASSER: Bewegung gibt es bei der milliardenschweren Privatisierung der Entsalzungsanlage Ras Al-Chair. Branchenvertretern zufolge bewarben sich bereits im Sommer mehrere Banken darum, den Verkaufsprozess zu begleiten. Die bisherige Muttergesellschaft Saline Water Conversion soll in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und schließlich an die Börse gebracht werden.

LUFTFAHRT: Geplant war, bis 2018 insgesamt 27 Flughäfen zu privatisieren. Dabei gibt es Fortschritte. So wurde die Investmentbank Goldman Sachs beauftragt, beim Verkauf eines Minderheitsanteils des internationalen Flughafens in Riad zu helfen. Bereits im April erhielt der Betreiber des Flughafens Singapur den Zuschlag für den Flughafen Dschidda.

(Reuters)