In dem Dorf in der Nordschweiz tragen Kühe statt der traditionellen flachen Glocken Halsbänder mit einer 5G-Verbindung von Huawei - ungeachtet der Bestrebungen von US-Präsident Donald Trump, die Technologie des chinesischen Konzerns auf der ganzen Welt zu verhindern. Und das Zisterzienserkloster des Dorfes wurde zu einem Testhof umgebaut. Dort testen der zweitgrösste Telekommunikationsbetreiber der Schweiz, Sunrise, und Huawei das 5G-Funknetzwerk der nächsten Generation.

"Man könnte es ein Fitbit für Kühe nennen", sagt Alexander Lehrmann, Chef für Neugeschäft-Entwicklung und Internet der Dinge bei Sunrise in Anspielung auf den Fitness-Tracker von Fitbit. "Es ermöglicht den Bauern, jederzeit und von jedem Ort aus vollständige Kontrolle und Einblick in ihren Gesundheitszustand zu haben."

In der Testanlage in Tänikon zeichnen Überwachungskameras auf, wie die Kühe fressen, schlafen und sich bewegen. Ihre Milchproduktion, Gesundheit und andere Daten werden mit einer Geschwindigkeit übertragen, die etwa 100-mal schneller ist als die der aktuellen Netze, und in Echtzeit verarbeitet werden.

Die Schweiz macht vorwärts

Während sich die europäischen Länder mit den Behauptungen der USA herumschlagen, dass die Geräte von Huawei sie anfällig für chinesische Spionage machen könnten, baut die Schweiz still und leise ein Netz mit dem Unternehmen auf.

Die Schweizer fliegen praktisch unter dem Radar und sind mit der frühen Entstehung privater und öffentlicher Netze weltweit führend bei der Einführung der 5G-Technologie. Unternehmen vom Flughafen Zürich, der Schweizerischen Post und der Schweizer Eisenbahn bis zum Lebensmittelgiganten Nestlé sowie dem Versicherer Zurich haben oder planen private Netze mit Sunrise, dessen exklusiver Anbieter Huawei ist.

"Die Schweizer Regierung hat eine sehr neutrale und objektive Bewertung zu Huawei durchgeführt und ist zu dem Schluss gekommen, dass in der Technologie und in Huawei als Unternehmen keine wesentlichen weiteren Risiken bestehen", sagte der Sunrise Chief Executive Officer André Krause in einem Bloomberg-Interview. Aber "wenn der Ruf von Huawei ständig unter Druck steht, könnte dies irgendwann auch Auswirkungen auf uns haben".

Es steht viel auf dem Spiel, wenn die Netze auf die Technologie der neuen Generation wechseln, die schnellere Verbindungen verspricht und Anwendungen ermöglicht wie autonomes Fahren, ferngesteuerte Chirurgie und die Übertragung von Daten über ein Netzwerk ohne Interaktion von Mensch zu Mensch oder von Mensch zu Computer.

Huawei hat eine Partnerschaft mit dem Industriekonzern ABB

Derzeit erstreckt sich die Nutzung von Huawei in der Schweiz vor allem auf die industrielle Nutzung von 5G oder privaten Netzen, was weniger Aufmerksamkeit erregt. Aber die Schweiz ist auch das erste Land in Europa, das in begrenztem Umfang ein kommerzielles 5G-Netz für Einzelpersonen nutzen wird, trotz des Widerstands von Umwelt- und Gesundheitsaktivisten.

Die USA sind frustriert von Europas Weigerung, Trumps Forderungen nachzukommen, chinesische Technologieunternehmen aus den 5G-Netzen fernzuhalten. Jedoch kann die Europäische Union die Mitgliedstaaten zwingen, einige der Abkommen zu ändern. Der Block hat eine Reihe von Sicherheitsempfehlungen in seinem "5G-Instrumentarium" abgegeben, die aussereuropäische Ausrüster vom Netzwerkkern, den Türmen und den Turmbasen fernhalten könnten.

Die Schweiz, die nicht Mitglied der Europäischen Union ist, hat keine derartigen Einschränkungen. Schweizer Versicherer und Pharmaunternehmen testen die 5G-Netze von Huawei. Huawei hat auch eine Partnerschaft mit dem Schweizer Industriekonzern ABB, der Industriepartnern wettbewerbsfähige 5G-Plattformen anbieten möchte.

(Bloomberg)