13 Berntreue von FDP, SVP und der SP Berner Jura gaben im vergangenen Jahr ihren Rücktritt, nachdem sich die Bevölkerung von Moutier in einer Urnenabstimmung für einen Wechsel zum Kanton Jura ausgesprochen hatte. Im Stadtparlament verblieb ein einziger Proberner.
Nun sei es an den projurassischen Kräften, die Geschicke der Stadt zu lenken. "Wir sind dafür nicht mehr die Richtigen", sagte Steve Léchot, einer der zurückgetretenen Stadträte, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Insbesondere der Transfer des Städtchens vom Kanton Bern zum Kanton Jura sollen jene nun verantworten, die einem Kantonswechsel zugestimmt hatten.
Zurückhaltung im Wahlkampf
Bei den projurassischen Kräften übt man sich in Sachen Wahlkampf in Zurückhaltung. Die freien Sitze einfach so an sich zu raffen, davor schrecken die jurafreundlichen Kräfte eher zurück, wie mehrere Exponenten gegenüber Radio Jura Bernois in den letzten Wochen bekräftigt hatten.
Schliesslich gelte es den Willen der Wählenden von 2018 zu respektieren. Diese hätten für die FDP, die SVP und die SP Berner Jura ihren Wahlzettel in die Urne gelegt. Würden die übrigen Parteien die freien Sitze einfach so einstreichen, käme es zu einer Überrepräsentation, die kein Abbild der tatsächlichen Kräfteverhältnisse mehr wäre.
Werden dennoch Mitglieder projurassischer Parteien gewählt, dann sei es an ihnen zu entscheiden, ob sie die Wahl annehmen oder nicht, wie Julien Berthold, Sprecher der Entente Jurassienne, sagte.
Schweissperlen am Wahlwochenende
Die Ersatzwahl im Februar wird im Majorzverfahren in einem Wahlgang durchgeführt. Parteienlisten wie bei einer Proporzwahl gibt es keine. Gewählt ist, wer am meisten Stimmen auf sich vereinigt. Bei Gleichstand entscheidet das Los.
Die Organisation der Wahlen ist dies dadurch sehr einfach: einen Wahlzettel mit 13 leeren Linien drucken, voilà. Deutlich schwieriger ist es, die Wahl durchzuführen. Denn bei einer Majorzwahl kann jede und jeder gewählt werden, der auf kommunaler Ebene das Stimm- und Wahlrecht hat. Es gibt also theoretisch 4400 Kandidierende. Gewählt ist, wer am meisten Stimmen auf sich vereinigt.
Sicher ist nur eines: die Crew, die die Wahlzettel auszählen muss, ist am Wahlsonntag nicht zu beneiden.
In bereits neun Monaten stehen in Moutier die ordentlichen Gesamterneuerungswahlen an. Viel Zeit, sich im Rat einzuleben, werden die Neuen also nicht haben. Wer im Februar den Sprung ins Stadtparlament schafft, kann aber möglicherweise im kommenden Herbst von einem minimalen "Bisherigenbonus" profitieren.
Auf der Zielgeraden
Das Städtchen Moutier ist die letzte Bastion des jahrzehntealten Jurakonflikts. Unter der Ägide des Bundes beschritten die Kantone Bern und Jura einen langen Weg, um die Kantonszugehörigkeit des Berner Juras zu klären.
In einer denkwürdigen Abstimmung 2013 entschied sich die Gegend klar für einen Verbleib bei Bern. Nur in Moutier wünschte man sich einen Anschluss an den Jura. Der Kanton Bern erlaubte Moutier eine Abstimmung zu dieser Frage auf Gemeindeebene durchzuführen. Im vergangenen März haben die Stimmberechtigten entschieden, dass ihre Stadt vom Kanton Bern zum Kanton Jura wechseln soll.
(AWP)