Viele Zentralbanken bieten den Kreditinstituten zwar Anreize für die Finanzierung von ökologisch nachhaltigen Projekten und geloben, nachhaltiges Wachstum zu fördern. Bisher waren sie beim Kauf von Green Bonds jedoch zurückhaltend, sowohl aus Liquiditätsgründen als auch wegen vager Richtlinien, was eine Anleihe wirklich zu einem Green Bond macht.

Aber nun scheinen ihren Worten Taten zu folgen: Die Europäische Zentralbank hat derartige Papiere im Rahmen ihres Programms zur Wiederanlage von Vermögenswerten erworben. Und die Zentralbanken Ungarns und Frankreichs haben Fonds für ökologische Investments geschaffen. Nun erwägt auch Peru, grüne Anleihen zu kaufen, sagte Zentralbankpräsident Julio Velarde in einem Interview in Washington Anfang dieses Monats.

Mit zunehmender Emissionstätigkeit und der Verbesserung von Standards durch die Marktteilnehmer fallen die Hürden für grüne Anleihen. Dadurch kommt die Anlageklasse für Investments durch Reservemanager in Frage, die fast 12 Billionen Dollar betreuen.

Zentralbanken als Gütesiegel

"Zentralbanken sind wichtige institutionelle Anleger, und die Tatsache, dass sie an diesem Markt teilnehmen, ist für den Markt eine Art Gütesiegel bezüglich Zuverlässigkeit und Reife", sagte Christian Deseglise, globaler Leiter Zentralbanken und globaler Sponsor für nachhaltige Finanzierungen bei HSBC, dem grössten Underwriter dieser Anleihen in diesem Jahr.

"Es geht nicht so sehr darum, die Nachfrage zu steigern, denn wir haben bereits Nachfrage", sagte er. "Wirklich wichtig ist jedoch die Qualität dieser Nachfrage."

Die meisten grossen Zentralbanken haben sich verpflichtet, nachhaltiges Wachstum zu fördern und bieten Anreize für eine umweltfreundliche Finanzierung. Sie haben sich jedoch Zeit gelassen, die Risiken des Klimawandels in ihre Anlagerahmen einzubeziehen, auch weil es nicht viele spezifische Anlagepolitiken gibt, die dem Kauf von nicht-umweltfreundlichen Vermögenswerten entgegenwirken, sagt EZB-Chefökonom Philip Lane.

Grösste Kategorie

Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass sich die Zentralbanken für den Erwerb von grünen Anleihen erwärmen. Diese sind gemessen am Dollarvolumen die grösste Kategorie unter nachhaltigen Papieren. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die oft als Zentralbank der Zentralbanker bezeichnet wird, startete im letzten Monat einen offenen Fonds für Zentralbankinvestments in grüne Anleihen. Dies könnte dazu beitragen, einheitlichere Standards für die Investments festzulegen, sagte die BIZ.

Das scheint schon zu funktionieren. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage bei den Notenbanken ergab, dass fast alle 27 Befragte bereits nachhaltige und verantwortungsvolle Anlagegrundsätze in ihrem Portfoliomanagement übernommen haben oder dies planen. Die EZB könnte unter der zukünftigen Präsidentin Christine Lagarde die Idee sogar noch stärker verfolgen, allerdings gebe es nicht genug in Frage kommende Papiere, um kurzfristig eine bedeutende Wirkung zu erzielen, sagte Mahesh Bhimalingam, Chefstratege für europäische Unternehmensanleihen bei Bloomberg Intelligence.

Drei Zentralbanken haben sich in den letzten Wochen an Morgan Stanley gewandt und die New Yorker Bank gebeten, für sie sowohl auf dem Primärmarkt als auch auf dem Sekundärmarkt Wertpapiere zu finden, sagt Navindu Katugampola Leiter grüne und nachhaltige Anleihen bei Morgan Stanley.

Markt etabliert sich

Jedoch sind Preisgestaltung und Liquidität nach wie vor beschränkende Faktoren. Nachdem sich grüne Anleihen immer mehr durchsetzen, wird Anlegern ein geringerer Kaufanreiz geboten, da sie im Vergleich zu nicht-grünen Anleihen gepreist werden. Nachhaltige Anleihen machen jedoch nur einen Bruchteil des breiteren Markets für Festverzinsliche aus. Dies könnte für Zentralbanken, die nach leicht handelbaren Anlagen Ausschau halten, ebenfalls ein Problem darstellen, sagt Massimiliano Castelli, Leiter Sovereign Strategy beim UBS Asset Management.

"Sobald der Markt für Green Bonds an Grösse gewinnt, werden die Zentralbanken mehr in Green Bonds investieren", sagte Castelli Anfang des Monats im Rahmen eines Forums mit dem Titel Greening the Financial System and Monetary Policy, das von der UBS in Washington veranstaltet wurde.

Das Segment nachhaltige Finanzierung ist zwar noch klein, wächst aber. In diesem Jahr beliefen sich die Emissionen von Green Bonds von Unternehmen und Staaten auf 165 Milliarden Dollar, mehr als doppelt so hoch wie das Gesamtvolumen von 2016, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Und mit Neulingen wie Pepsi und Verizon wird der Markt für umwelt- und sozialverträgliche Anleihen auf etwa 1 Billion Dollar bis Ende des ersten Halbjahres 2021 wachsen, erwartet HSBC.

"Die Zentralbanken kaufen bereits grüne Anleihen, und sie sollten noch mehr kaufen", sagte Ulrich Volz, Direktor des SOAS Centre for Sustainable Finance in London. "Letztendlich brauchen wir ein Mainstreaming von verantwortungsbewusstem Investitieren über alle Vermögenswerte hinweg."

(Bloomberg/cash)