Offenbar aus Verzweiflung versuchten am Freitag Einleger bei fünf Filialen an ihre eingefrorenen Gelder zu kommen. Dabei fielen auch Schüsse. Libanesen, die sich geprellt fühlen, hatten diese Woche bereits mehrere Banken gestürmt, um Zugang zu ihren eigenen Einlagen zu erzwingen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Bankenkreisen erfuhr, plant die Branche aus Sicherheitsgründen nächste Woche eine dreitägige Schliessung.

Ein Zwischenfall ereignete sich am Freitag in Beirut, als ein Bewaffneter in eine Bankfiliale eindrang. Der Mann wurde von einer Menschenmenge vor dem Gebäude noch unterstützend angefeuert. Szenen wie diese sind kein Einzelfall. Die Banküberfälle werfen ein Schlaglicht auf die chaotische Lage im Libanon. Der hoch verschuldete und von politischen Wirren, Korruption und Vetternwirtschaft geprägte Staat war 2020 in Zahlungsverzug geraten. Devisen sind angesichts des massiven Wertverfalls der Landeswährung, dem Libanesischen Pfund, das Zahlungsmittel der Wahl.

Doch die Banken haben Sparer von Dollarkonten ausgeschlossen und alle Abhebungen stark eingeschränkt. Wenn den Einlegern Geld in der libanesischen Währung ausgezahlt wird, geht ein Großteil des Werts verloren. Angesichts der Verhältnisse ist es zur größten Auswanderungswelle seit dem Bürgerkrieg gekommen. Viele Bürger glauben, dass ihre Ersparnisse verloren sind und wollen ihrem Land dauerhaft den Rücken kehren.

(Reuters)