Das Erstarken des Franken in den letzten Wochen ist wieder ein Thema in der Schweiz. Im Zug der Lira-Krise und den befürchteten Überschwappeffekten auf andere Schwellenländer ist die Schweizer Währung gegenüber den Euro auf den höchsten Stand seit Mitte 2017 geklettert. 

Wie üblich wird in solchen Situationen über mögliche Interventionen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Devisenmarkt gemutmasst. Einige Beobachter sehen die Grenze dafür bereits bei 1.12 Franken pro Euro, andere erst bei 1.10 Franken. Ein drittes Lager behauptet, die SNB werde gar nichts unternehmen und die Aufwertung des Franken vorerst mal zulassen.

Vermutlich hat das dritte Lager Recht. Denn der Freiraum der Nationalbank für Interventionen am Markt ist kleiner geworden. Die Aufkäufe hauptsächlich von Euros zur Schwächung des Franken haben die Devisenreserven der Nationalbank in den letzten Jahren auf 800 Milliarden Franken anschwellen lassen. Dieser immense Berg und die aufgeblähte SNB-Bilanz wecken zunehmend Unbehagen in der Politik.

Nichts verdeutlicht dies mehr als eine Äusserung von Bundesrat Ueli Maurer, die zu Unrecht etwas unterging und da und dort auch belächelt wurde. Maurer sagte an einer Veranstaltung in Wien Ende Juni, die Ausweitung der SNB-Bilanz sei "an der Grenze des Erträglichen". Und er fügte hinzu: "Hier möchten wir dann auch etwas zurückbauen in Zukunft".

Es ist nicht bekannt, dass sich ein Regierungsmitglied der Schweiz in den letzten Jahren dermassen deutlich dazu geäussert hat, was die SNB zu machen habe und was nicht. Man könnte Maurers Stellungnahme als unzulässige Einflussnahme auf die Geldpolitik der SNB interpretieren, deren Unabhängigkeit in der Verfassung verankert ist. Doch Maurer drückte bloss das breite Unbehagen von (rechts-)bürgerlichen Politikern aus. Sie sehen die SNB-Bilanz als "Zeitbombe" und als möglichen Auslöser für die Einführung des Euro in der Schweiz.

Maurers Schuss vor den Bug der SNB kam jedenfalls an. Denn in einer ähnlich unüblichen Äusserung sah sich die Nationalbank dazu genötigt, in der Öffentlichkeit Gegensteuer zu geben. Es könnte Jahre dauern, die Bilanz der SNB zu verkleinern – "wenn überhaupt", sagte das stellvertretende Direktoriumsmitglied Thomas Moser vor knapp zwei Wochen. Die Reaktion zeugte nicht gerade von Gelassenheit.

Es bleibt abzuwarten, ob Maurers Aussage bloss aus einer Laune heraus geäussert wurde oder ob mehr dahinter steckt. Die SNB selber hat bei angespannten Situationen am Devisenmarkt nach wie vor die Wahl zwischen einer harten Verteidigung der Schweizer Exportwirtschaft mittels Interventionen - oder einem gewissen Zulassen einer Frankenaufwertung und damit ein Vermeiden einer weiteren Bilanzausweitung. Die letzten Wochen deuten auf eine Verschiebung auf die zweite Wahl hin.