Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete am Samstag, Kim habe am Freitag an den Feierlichkeiten zur Fertigstellung einer Düngemittelfabrik teilgenommen. Bei der Zeremonie etwa 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt Pjöngjang habe er ein Band durchschnitten. Fotos zeigen den Machthaber lächelnd und im Gespräch mit Mitarbeitern sowohl bei der Festveranstaltung als auch auf einem Rundgang durch die Fertigungsstätte. Er wurde laut KCNA von hochrangigen Mitgliedern der nordkoreanischen Führung begleitet, darunter seiner jüngeren Schwester Kim Yo Jong.

Reuters konnte den Wahrheitsgehalt des Berichts und die Echtheit der - auf der Internetseite der staatlichen Zeitung "Rodong Sinmun" veröffentlichten - Bilder zunächst nicht überprüfen. US-Prsäident Donald Trump lehnte eine Stellungnahme zu der KCNA-Meldung ab.

Kim Jong Uns bislang letzter öffentlicher Auftritt fand am 11. April statt. Dies war bei einem Treffen des Politbüros der regierenden Arbeiterpartei. Spekulationen kamen auf, als er am 15. April nicht an den Feierlichkeiten anlässlich des Geburtstages des 1994 verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung teilnahm. Ein südkoreanischer Nachrichtenanbieter berichtete, Kim Jong Un erhole sich von einer Herz-Gefäß-Operation. Zugleich kam eine Debatte auf, wie Nordkorea die Nachfolge seines Machthabers geregelt habe.

Vertreter der südkoreanischen und der US-Regierung zeigten sich allerdings skeptisch zu Presseberichten, wonach Kim ernsthaft erkrankt sei. Sie äußerten vielmehr die Vermutung, der Machthaber habe sich zurückgezogen, um sich vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus zu schützen. Nordkorea hat bislang keine Ansteckungen gemeldet, aber entschlossene Schritte zur Vermeidung eines Ausbruchs angekündigt.

Die Fotos von der angeblichen Feier auf dem Fabrikgelände zeigen, dass im Publikum viele Personen Masken tragen und in einer gewissen Entfernung zum Podium stehen, auf dem sich Kim befindet. Auf am Samstag veröffentlichten TV-Bildern wirken Kims Schritte steif und ruckartig. Womöglich sei Kim gesundheitlich in einer Verfassung, die ihm längeres Stehen nicht erlaube, sagte Nam Seong Wook, Professor für nordkoreanische Studien an der Korea University.

(Reuters)