Während sich diese Bewertungen bei Google Maps normalerweise auf die Architektur oder die Ausstattung eines Gebäudes beziehen, sind etwa die Hälfte der rund einhundert, die dieses Jahr abgegeben wurden, Beschwerden über die Politik von Präsidentin Christine Lagarde und ihrer Kollegen.

Im 10. Jahr seit seiner Errichtung wurde der 45-stöckige EZB-Turm daher mit einer durchschnittlichen Neubewertung von 2,3 der möglichen 5 abgestraft. In den Vorjahren lagen die Neubewertungen im Schnitt meist über 4. Die kumulative Bewertung ist damit auf 3,7 gefallen.

Die Lektüre der von Google-Usern verfassten Rezensionen lässt wenig Zweifel über den Ursprung für die schlechten Bewertungen. Zu seiner 1-Stern-Bewertung schrieb etwa Christoph H. vor einer Woche, dass die EZB "sich meiner Meinung nach nur um die Staatsfinanzierung durch die Hintertür" kümmere: "Damit bin ich nicht einverstanden." 

Ludwig Berg vergab einige Tage zuvor ebenfalls nur einen Stern und merkte an, dass die "galoppierende Inflation" zeige, "wie desaströs die Entscheidung Merkels war, Lagarde, diese Französin" zur EZB-Präsidentin zu ernennen. Die Präsidentin der EZB wird von den Regierungschefs der Eurozone gemeinsam bestimmt.

Freilich sind auch representative Umfragen für die EZB derzeit wenig schmeichelhaft. Eine Eurobarometer Umfrage Anfang dieses Jahres ergab ebenfalls, dass die Befragten im Euroraum weniger Vertrauen in die EZB haben als zuvor.

Als das Gebäude des Wiener Architektenbüros Coop Himmelblau in der Nähe des Frankfurter Osthafens im September 2012 Richtfest feierte, waren die Hoffnungen noch andere. Das damalige Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen hoffte in seiner Rede, dass es "von den Menschen in Frankfurt und darüber hinaus als eine Bereicherung der Frankfurter Skyline und der europäischen Landschaft gesehen wird".

(Bloomberg)