Die Inflationsraten haben in der Eurozone einen Rekordwert erreicht und sie übertreffen die für 2022 gewährte Mindestlohnerhöhung bei weitem.

In einer E-Mail an die Mitarbeiter vom 5. Mai, in die Bloomberg Einblick hatte, sagte Lagarde, sie verstehe, dass einige von der diesjährigen Gehaltserhöhung "enttäuscht" seien, bestand aber darauf, dass künftige Anpassungen "angemessen" sein müssten.

Auf die Forderung der Gewerkschaft der EZB, die Lohnerhöhungen an den Anstieg der Verbraucherpreise zu koppeln, antwortete sie: "Eine Indexierung der Gehälter an die Inflation ist nicht wünschenswert und nicht beabsichtigt.

Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.

Auch über ihre eigenen Praktiken hinaus gehört die EZB zu den vehementesten Gegnern der Indexierung - einer Politik, die früher verbreitet war und in einigen Ländern immer noch angewandt wird.

Auf der Sitzung des EZB-Rats im Oktober wurde daran erinnert, dass in den 1970er Jahren die Indexierung der Löhne sowohl Stagnation als auch Inflation aufrecht erhielt, heisst es in einem Bericht über die Beratungen.

Entsprechende Zurückhaltung herrscht auch anderswo: So hat der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, erklärt, dass er in diesem Jahr keine Gehaltserhöhung annehmen wird. Die meisten seiner Mitarbeiter erhalten lediglich eine Anhebung von 1,5 Prozent. In Brasilien streiken die Angestellten der Zentralbank wegen ihrer Gehälter.

Lagarde äusserte sich nach einem Treffen zwischen dem Direktorium und Personalvertretern in der vergangenen Woche, bei dem es um eine Lohnerhöhung von 1,48 Prozent ging, die im Januar in Kraft trat.

"Ich verstehe, dass diese Zahl viele von Ihnen wegen der hohen Inflation enttäuscht hat", schrieb sie in der E-Mail. "Wir verstehen, dass die Inflation für viele von Ihnen ein Grund zur Besorgnis ist, ebenso wie für viele Menschen ausserhalb der EZB."

Die Preise in der Eurozone stiegen im April um 7,5 Prozent, verglichen mit dem mittelfristigen Ziel der EZB von 2 Prozent.

«Angemessene Anpassungen»

Die Gewerkschaft des EZB-Personals - die International and European Public Services Organization - hat sich dafür eingesetzt, die Art und Weise, wie Gehaltserhöhungen berechnet werden, zu überarbeiten und schlägt vor, diese an die Inflation in Deutschland oder der Eurozone zu koppeln.

Die Bezahlung wird derzeit nach einer Formel berechnet, die sich an der Gehaltsentwicklung bei den nationalen Zentralbanken und anderen europäischen Institutionen orientiert und nicht an dem Standort, an dem Mitarbeiter tätig sind.

Das System gilt bis 2023. Verhandlungen über mögliche Änderungen sollte im Laufe dieses Jahres beginnen, so Lagarde.

Alle Änderungen müssten vom EZB-Rat, der sich aus den Chefs der nationalen Zentralbanken zusammensetzt, genehmigt werden. Für sie könnte es ein Anreiz sein, die Bedingungen mit denen ihrer eigenen Institutionen abzugleichen, die auf dem selben Arbeitsmarkt einstellen.

"Eine stabile, zuverlässige Methodik sollte nicht abgeschafft werden, aber angemessene Anpassungen können und sollen diskutiert werden", sagte Lagarde.

(Bloomberg)