Die Rendite der 2019 fälligen Griechenland-Anleihe ging zuletzt um 4 Basispunkte auf 0,98 Prozent zurück und liegt damit erstmals unter der 1 Prozent-Marke. Dies stellt eine rasante Kehrtwende dar: Vor weniger als einem Jahrzehnt war die Rendite aufgrund von Befürchtungen, das Land könnte die Eurozone verlassen, auf fast 45 Prozent gestiegen.

Die Tatsache, dass die Hellas-Papiere noch immer im Junk-Bereich eingestuft werden, scheint Anleger nicht abzuschrecken. Am Markt für Staatsanleihen wird nach den letzten verbleibenden Rendite-
Nischen gejagt. Zudem zeigt Griechenlands Wirtschaft Anzeichen für eine Rückkehr zur Normalität: Das Wachstum dürfte im vergangenen Jahr etwa 2 Prozent betragen haben, was dazu beitrug, die Schuldenlast
Griechenlands 2019 auf etwa 185 Prozent des BIP zu verringerte.

"Das schien nur eine Frage der Zeit zu sein, ist aber immer noch erstaunlich", sagte Christoph Rieger, Leiter Fixed-Income-Strategie der Commerzbank in Frankfurt. "Was neben dem allgemeinen Risik-on und der Jagd nach Rendite eindeutig hilft, ist der fehlende Angebotsdruck und die Hoffnung
auf ein Investment-Grade-Rating, das Käufe der EZB auslösen könnte."

Noch haben Anleihen Ramsch-Status

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Donnerstag gesagt, sie sei zuversichtlich, dass griechische Staatsanleihen irgendwann wieder für das Bondkaufprogramm der Notenbank in Frage kämen. Dazu wäre allerdings ein Rating aus der Stufe Investment Grade von einer der vier grossen Ratingagenturen nötig.

Die Agentur Fitch hat die Bonitätsnote Griechenlands im vergangenen Monat auf "BBB" mit positivem Ausblick erhöht - zwei Stufen unter dem Niveau von Investment Grade. Standard & Poor's wiederum gibt am 24. April das Ergebnis der Griechenland-Ratingüberprüfung bekannt. Das Land wird derzeit mit "BB-"
eingestuft, drei Stufen unter Investment-Grade-Qualität, doch mit positivem Ausblick. Bei Moody’s Investors Service liegt die Bonitätsnote noch eine Stufe niedriger.

(Bloomberg/cash)