Am selben Tag meldete Tokio 3300 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, nachdem die Zahl am Vortag einen Höchststand von 3865 Fällen erreicht hatte. Zudem verhängte die Regierung den Notstand auch für Tokios Nachbarprovinzen Saitama, Chiba und Kanagawa sowie für die Grossstadt Osaka. Der wichtigste Coronavirus-Berater der Regierung, der Mediziner Shigeru Omi, hatte angesichts der rasanten Ausbreitung der Virus-Variante Delta vor Überlastung des Gesundheitssystems gewarnt.

Die japanische Regierung ist auf die freiwillige Kooperation der Bevölkerung angewiesen. Harte Ausgangssperren wie in anderen Ländern hat Japan seit Beginn der Pandemie zu keinem Zeitpunkt verhängt. Zwar sind in Innenstadtbereichen von Tokio nach Einschätzung des Staates etwas weniger Menschen auf der Strasse als üblich unterwegs. Dennoch ziehen die Infektionen wegen der ansteckenderen Delta-Variante an. Die Regierung fordert die Bürger immer wieder auf, zu Hause zu bleiben und sich die Olympischen Spiele am Fernseher anzuschauen. Zudem wurde an die Jüngeren appelliert, sich so wie inzwischen die meisten der älteren Menschen in Japan gegen Corona impfen zu lassen.

Doch viele Bürger sind den immer wieder verlängerten Notstand leid und haben sich inzwischen an die Corona-Lage gewöhnt. Kritiker weisen zudem daraufhin, dass die Spiele und die Erfolge der japanischen Athleten indirekt dazu beitrügen, dass viele Japaner das Coronavirus nicht mehr so ernst nähmen. Die Regierung sowie das IOC behaupten dagegen, der Anstieg der Infektionen habe nichts mit Olympia zu tun.

(AWP)