"Es wird noch einmal schwierig, ausgerechnet über die Festtage", sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga am Dienstagabend in Bern vor den Medien. Weitere Massnahmen seien unausweichlich.

"Wir müssen grösseren wirtschaftlichen Schaden abwenden. Wenn zu spät gehandelt wird, sind noch drastischere Massnahmen notwendig", sagte Sommaruga. Der Bundesrat hat am Dienstag an einer ausserordentlichen Sitzung entschieden, die nationalen Massnahmen in zwei Stufen zu verschärfen.

Ab kommendem Samstag (12. Dezember) will der Bundesrat die erste Stufe zünden. Die verschärften Massnahmen sollen vorerst bis am 20. Januar 2021 gelten. Der Bundesrat hat seine Vorschläge den Kantonen in Konsultation gegeben. Am Freitag will er darüber entscheiden. Freizeitaktivitäten würden stark beschnitten. Unter anderem sollen Gastrobetriebe, Einkaufsläden und Märkte, Freizeitbetriebe und Sportaktivitäten ab 19 Uhr sowie an Sonntagen schliessen. Alle öffentlichen Veranstaltungen mit Publikum will der Bundesrat verbieten.

Ausgenommen wären Versammlungen von Legislativen, also Parlamenten oder Gemeindeversammlungen. Auch religiöse Feiern will der Bundesrat zulassen. Wintersport ist allerdings auch am Sonntag möglich. Denn: "Sport im Aussenbereich ist nicht betroffen", sagte Gesundheitsminister Alain Berset dazu.

Privat sollen sich höchstens noch fünf Personen aus höchstens zwei Haushalten treffen dürfen. Ausnahmen gelten für Heiligabend und die Weihnachtstage sowie für Silvester. An diesen Tagen wären Feiern bis zehn Personen möglich. Berset rief dazu auf, die Abende im privaten Rahmen zu verbringen. "In einer solch heiklen Situation waren wir nie", sagte er. Und es sei etwas nie Dagewesenes, dass private Veranstaltungen über Weihnachten eingeschränkt würden.

"Die zweite Welle ist sehr stark", sagte Berset. Die kommenden Wochen mit hohen Fallzahlen würden schwierig. Deshalb müssten die Menschen ihre Kontakte einschränken. Die Verbesserungen beim Contact Tracing seien nicht nachhaltig, stellte Berset fest. Die aktuelle Situation sei nicht vergleichbar mit der Lage im vergangenen März. Die Fallzahlen seien zwar höher. Die Erfahrung, wie mit der Epidemie umgegangen werden müsse, aber auch grösser.

Corona-Zahlen in der Schweiz bleiben hoch

Der Bundesrat knüpfe mit seinen Vorschlägen an die Massnahmen jener Kantone an, die bereits gehandelt hätten, sagte Sommaruga. Mit den strengeren Massnahmen kämen "weitere Härten auf verschiedene Branchen zu". Die Verwaltung prüfe deshalb zusätzliche Finanzhilfen. Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, kündigte der Bundesrat für den 18. Dezember eine zweite Stufe an. Hinzukommen könnte dann die Schliessung von Läden und Gastrobetrieben.

Gleich mehrere Deutschschweizer Kantone haben am Dienstag ihre Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus verschärft - so etwa Graubünden, Zürich, Schaffhausen und Solothurn. Am Montag hatten bereits das Tessin, der Thurgau und die Waadt strengere Massnahmen angesichts der bevorstehenden Feiertage angekündigt. Lockerungen kündigte hingegen der Kanton Genf an. Keine zusätzlichen Massnahmen ergriffen hat der Kanton Aargau.

Berset hatte am Freitag klargemacht, dass es in keinem Kanton einen Reproduktionswert (R-Wert) über 1 mehr geben dürfe und der Bund die Möglichkeit habe, auch für einzelne Kantone oder Regionen Massnahmen zu erlassen, falls diese nicht von sich aus handelten.

Die Corona-Zahlen in der Schweiz bleiben hoch. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldete am Dienstag für die Schweiz und Liechtenstein innerhalb von 24 Stunden 4262 neue Coronavirus-Ansteckungen. Gleichzeitig registrierte das BAG 92 neue Todesfälle und 195 Spitaleintritte.

(SDA)