In vielen Ländern in Europa und Asien sorgt die neue Variante für steigende Infektionszahlen und auch in den USA wächst die Sorge vor einer neuen Corona-Welle. Es folgt eine Übersicht über die bisherigen Erkenntnisse über BA.2:

1) NOCH ANSTECKENDER

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht die Omikron-Untervariante BA.2 inzwischen fast 86 Prozent aller sequenzierten Fälle aus. Die Variante ist noch ansteckender als seine Verwandten BA.1 und BA.1.1, die schon im Vergleich zu früheren Versionen des Corona-Virus - wie Alpha, Beta oder Delta - leichter übertragbar sind. Doch die bisherigen Daten zeigen keine höhere Wahrscheinlichkeit, dass BA.2 schwere Erkrankungen verursacht.

Wie bei den anderen Varianten der Omikron-Familie sind Impfstoffe gegen BA.2 weniger wirksam als gegen frühere Versionen - und der Schutz nimmt mit der Zeit ab. Der britischen Gesundheitsbehörde HSA zufolge wird der Schutz jedoch durch eine Booster-Impfung wieder aufgefrischt. Damit können insbesondere die Wahrscheinlichkeit von Krankenhaus-Aufenthalten und Todesfällen verringert werden.

2) GETARNT

Der Anstieg des BA.2-Virus wird für die jüngste Welle in China sowie für die Rekordzahl von Infektionen in Ländern wie Deutschland und Großbritannien verantwortlich gemacht. In anderen europäischen Ländern ist inzwischen ein langsamerer Anstieg der Neuinfektionen oder sogar ein Rückgang zu verzeichnen.

BA.2 wird als "Stealth-Variant" ("Tarn-Variante") bezeichnet, weil sie etwas schwieriger zu verfolgen ist. Aufgrund eines fehlenden Gens konnte etwa die Variante BA.1 standardmäßig durch einen gängigen PCR-Test aufgespürt werden. BA.2 und eine weitere Unterversion, BA.3 - dessen Ausbreitung ebenfalls zunimmt, aber derzeit gering noch ist - können nur durch genomische Sequenzierung ermittelt werden. Diese wird in manchen Ländern häufiger als in anderen eingesetzt.

3) WIEDERANSTECKUNG

Eine der Hauptsorgen bei BA.2 war, ob sich Menschen, die eine Infektion mit BA.1 überstanden hatten, erneut damit infizieren könnten. Daten aus Großbritannien und aus Dänemark zeigen allerdings, dass Omikron zwar Menschen, die bereits andere Varianten wie Delta hatten, wieder infizieren kann - eine Reinfektion mit BA.2 von Menschen mit einer überstandenen BA.1-Infektion ist aber sehr unwahrscheinlich. Dafür wurden Daten von zehntausenden Fällen ausgewertet, von denen nur eine Handvoll eine Reinfektion aufwiesen.

Die jüngste Zunahme von BA.2 könnte im Zusammenhang mit den Lockerungen stehen, die in vielen Ländern vorgenommen wurden. "Es könnte sein, dass BA.2 die Variante war, die zirkulierte, als all diese Menschen aufhörten, Masken zu tragen", erklärt Andrew Pekosz, Virologe an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore. Deshalb sei es noch zu früh um festzustellen, ob es auch in den USA eine signifikante BA.2-Welle geben werde, sagt etwa Eric Topol, Direktor des Scripps Research Translational Institute im kalifornischen La Jolla.

Ungeachtet der Gründe für den Anstieg von BA.2 warnen Wissenschaftler davor, dass er zeige, dass das Virus weiterhin Schaden anrichten kann - insbesondere bei ungeimpften, nicht vollständig geimpften und gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Mark Woolhouse, Epidemiologe an der Universität Edinburgh, beschreibt die Corona-Lage so: "Es ist immer noch ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit und wird es auch weiterhin bleiben."

(Reuters)