Omikron und wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besorgniserregend ("variant of concern") eingestuft. Es wurde bereits in zahlreichen Ländern auf der ganzen Welt diagnostiziert und vielerorts werden Reisende aus dem südlichen Afrika mit Einreiseverboten oder Quarantäne belegt. Die Hauptsorge ist, dass Omikron den Impfschutz unterlaufen und zu einer neuen Welle von Erkrankungen führen und damit die Öffnung der Wirtschaft hintertreiben könnte.

1. Was ist das Besondere an dieser Variante?

Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 zeichnet sich nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) durch etwa 30 Veränderungen, drei kleine Deletionen und eine kleine Insertion im Spike-Protein aus. Die Hälfte der Veränderungen befindet sich in der Rezeptorbindungsdomäne - dem Teil des Spike-Proteins, der zur Bindung an das Enzym ACE-2 dient, auf das das Coronavirus abzielt, um in Zellen einzudringen und eine Infektion zu verursachen. Mutationen in diesem Bereich können dazu führen, dass das Spike-Protein von den Antikörpern, die als Reaktion auf eine Impfung oder eine natürliche Infektion gebildet werden, weniger gut erkannt wird. Omikron ist die am stärksten abweichende Variante, die bisher in grosser Zahl entdeckt wurde, und gibt Anlass zur Sorge, dass sie zu einer grösseren Übertragbarkeit, einer erheblichen Verringerung der Wirksamkeit des Impfstoffs und einem erhöhten Risiko von Reinfektionen führen könnte, so das ECDC. Aber die Forscher sind sich noch nicht sicher.

2. Woher kommt die Variante?

Die Krankheit wurde der WHO erstmals am 24. November aus Südafrika gemeldet, wobei die erste bekannte bestätigte Infektion nach Angaben der Organisation aus einer am 9. November entnommenen Probe stammte. Nach Angaben des ECDC wurde die Krankheit am 11. November auch in Botswana entdeckt. Ein Wissenschaftler des UCL Genetics Institute in London sagt, dass es sich wahrscheinlich während einer chronischen Infektion einer immungeschwächten Person entwickelt hat, möglicherweise einem unbehandelten HIV/Aids-Patienten. In Südafrika leben mit 8,2 Millionen Menschen die meisten HIV-Infizierten der Welt. Die Beta-Variante, eine im vergangenen Jahr in Südafrika entdeckte Mutation, könnte ebenfalls von einer HIV-infizierten Person stammen.

3. Wie verbreitet ist die Variante?

Erste PCR-Testergebnisse zeigen, dass 90 Prozent der 1'100 neuen Fälle, die am 24. November in der südafrikanischen Provinz um Johannesburg gemeldet wurden, durch die neue Variante verursacht wurden, so Tulio de Oliveira, ein Professor für Bioinformatik, der an zwei südafrikanischen Universitäten Einrichtungen für Gensequenzierung leitet. Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa sagte am 28. November, dass die durchschnittliche Zahl der täglichen Fälle in seinem Land von 500 in der Vorwoche und 275 in der Woche davor auf etwa 1'600 angestiegen sei. Der Anteil der Covid-Tests, die positiv ausfielen, stieg in weniger als einer Woche von etwa 2 Prozent auf 9 Prozent. In Hongkong wurde bei einem Reisenden aus Südafrika während seiner Hotelquarantäne die Variante nachgewiesen; dabei scheint sich eine weitere Person im Hotelzimmer gegenüber angesteckt zu haben. Israel hat einen Fall bei einem Reisenden aus Malawi identifiziert. Insgesamt wurde die Variante in mindestens 17 Ländern diagnostiziert, darunter auch Deutschland und Österreich.

4. Wie reagieren die Märkte?

Nachdem die Nachricht von der neuen Variante die Finanzmärkte am Freitag in Aufruhr versetzt hatte, kletterten am Montag europäische Aktien und US-Futures, während Staatsanleihen Gewinne abgaben, da Investoren ihre Worst-Case-Szenarien noch einmal überdachten. WTI-Rohöl stieg wieder über die Marke von 71 Dollar je Barrel, und die Rendite 10-jähriger US-Treasuries wuchs wieder über 1,5 Prozent. Der Euro gab nach und ein Dollar-Indikator blieb stabil. Die Hauptfrage für Investoren ist, ob Omikron eine relativ kurze Schrecksekunde bleibt, von der sich die Märkte rasch wieder erholen, oder ein grösserer Rückschlag für die Weltwirtschaft.

5. Welche Massnahmen haben die Regierungen getroffen?

Grossbritannien, wo bereits drei Omikron-Fälle diagnostiziert wurden, verhängte ein vorübergehendes Landeverbot für Flüge aus Südafrika und mehrere andere Länder, ähnliche Einschränkungen verhängte Israel. Australien, Indien und Singapur beschränken die Einreise für Reisende, die aus dem südlichen Afrika ankommen. Die EU-Kommission schlug eine Notbremse für Flüge aus Südafrika vor, Deutschland erklärte das Land zum Virusvariantengebiet. Israel untersagt Ausländern die Einreise für 14 Tage. Südafrikas Gesundheitsminister Joe Phaahla bezeichnete die neuen Einreiseverbote, die insbesondere von der EU verhängt wurden, als "ungerechtfertigt". Die Regierungen rufen ausserdem zu zusätzlichen Impfungen auf, um die Immunität zu stärken.

6. Wie besorgniserregend ist das?

Angesichts der Mutationen ist die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Ausbreitung von Omikron auf globaler Ebene hoch, so die WHO in einem technischen Briefing-Dokument vom 29. November. Das Ausmass dieser Verbreitung würde von einer Reihe von Faktoren abhängen, unter anderem davon, wo die Infektionen auftreten. Dass die Variante "schneller entdeckt wurde als frühere Infektionswellen, deutet darauf hin, dass sie einen Wachstumsvorteil haben könnte". Bisher liegen keine Informationen vor, die darauf hindeuten, dass sich die mit Omikron assoziierten Symptome von denen anderer Varianten unterscheiden, so die WHO. Die Organisation wies auch darauf hin, dass die steigende Zahl der Krankenhausaufenthalte in Südafrika eher auf die steigende Gesamtzahl der Infizierten als auf Omikron zurückzuführen sein könnte. Moderna Chief Medical Officer Paul Burton, sagte am 28. November, er vermute, dass Omikron sich den aktuellen Impfstoffen entziehen könnte. Sollte dies der Fall sein, könnte Anfang 2022 ein neu formulierter Impfstoff verfügbar sein. Steroide und ein Medikament, das als IL6-Rezeptorblocker bekannt ist, sind nach Angaben der WHO weiterhin wirksam für die Behandlung von Patienten mit schwerem Covid. Andere Behandlungen werden daraufhin geprüft, ob sie noch genauso wirksam sind. Dazu gehören Pillen, die von Merck & Co. und Pfizer entwickelt werden.

7. Was passiert als nächstes?

Die WHO erklärte, sie arbeite mit Forschungsteams in aller Welt zusammen, um Omikron besser zu verstehen. Zu den laufenden oder in Kürze beginnenden Studien gehören Bewertungen der Übertragbarkeit, der Schwere der Infektion (einschliesslich der Symptome), der Leistungsfähigkeit von Impfstoffen und diagnostischen Tests sowie der Wirksamkeit von Behandlungen. Um den Schweregrad der Omikron-Variante zu verstehen, wird es "einige Tage bis Wochen dauern", so die in Genf ansässige Agentur. In den USA, die vor kurzem ein einjähriges Verbot für den Tourismus aus einem Grossteil der Welt aufgehoben haben, sagte der oberste medizinische Berater Anthony Fauci, er wolle mehr Daten sehen. BioNTech erwartet die ersten Daten aus Labortests über die Wechselwirkungen mit seinem Impfstoff innerhalb von zwei Wochen.

(Bloomberg)