IST DIE NEUE VARIANTE GEFÄHRLICHER?

Das ist noch nicht geklärt. Bislang gab es nach Angaben von Experten nach Infektionen mit der Variante B.1.1.529 noch keine Patienten mit ungewöhnlichen Symptomen. Zudem gebe es, wie bei den anderen Covid-19-Varianten auch, Infizierte, die keine Anzeichen einer Erkrankungen zeigen, also symptomfrei sind.

WARUM IST DIE WISSENSCHAFT DENNOCH BESORGT?

Südafrikanische Wissenschaftler sagen, einige der Mutationen (Veränderungen) bei dem neuen Virus seien gegen neutralisierende Antikörper immun. Zudem gebe es eine erhöhte Übertragbarkeit. Allerdings seien noch nicht alle Zusammenhänge geklärt.

Laut britischen Experten gibt es bei der neuen Variante gegenüber dem ursprünglichen Corona-Virus etwa 30 Veränderungen des sogenannten Spike-Proteins, mit dem die Viren in menschliche Zellen gelangen. Das ist etwa die doppelte Anzahl an Mutationen, die es bei der Delta-Variante gibt. Grundsätzlich verändern sich alle Viren im Laufe der Zeit. Die meisten Änderungen haben aber wenig oder gar keinen Einfluss auf die Eigenschaften des Virus.

Die Expertin Susan Hopkins von der britischen Behörde zur Gesundheitssicherung sagte dem Sender BBC, das neue Virus sei die bisher komplexeste Variante. Einige der Mutationen seien zuvor noch nicht bekannt gewesen. Deshalb sei offen, wie sie mit anderen Mutationen interagieren. Es müsse also weiter geforscht werden, um zu klären, ob das neue Virus übertragbarer und infektiöser sei und die Wirkung von Impfstoffen umgehen könne. Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge werden die Forschungen einige Wochen dauern. Diese nun Omikron genannte Variante weise eine grosse Anzahl Mutationen auf, von denen einige besorgniserregend seien, hiess es. 

WAS SAGT DIE WHO?

Nach Angaben der WHO dauert es mehrere Wochen, die Übertragbarkeit der Variante B.1.1.529 und die Wirksamkeit von Impfstoffen festzustellen. "Wir wissen noch nicht viel darüber", erklärt deren Expertin Maria van Kerkhove. "Was wir wissen, ist, dass die Variante eine grosse Anzahl von Mutationen aufweist." Es bestehe die Sorge, dass dies das Verhalten des Virus beeinflussen könne. Die WHO hat also noch nicht entscheiden, ob sie das neue Virus als bedenkliche Variante einstufen wird oder nicht. Bisher hat die WHO vier "bedenkliche" Varianten identifiziert – Alpha, Beta, Gamma und Delta.

KANN DIE NEUE VARIANTE KLAR ABGEGRENZT WERDEN?

Ja. Die neue Variante ist mit einem Tests relativ leicht von der derzeit vorherrschenden Delta-Variante zu unterscheiden. Im Gegensatz zu Delta hat das neue Virus eine Veränderung, die als "S-Gen-Ausfall" bekannt ist.

WANN WURDE DIE NEUE VARIANTE ENTDECKT?

Am Dienstag (23. November) haben südafrikanische Wissenschaftler in Proben, die zwischen dem 14. und 16. November entnommen wurden, eine kleine Anzahl der Covid-19-Variante mit der Bezeichnung B.1.1.529 entdeckt.

Am vergangenen Mittwoch sequenzierten südafrikanische Experten weitere Genome, also das Erbgut des Virus. Im Anschluss erklärten sie der südafrikanischen Regierung, sie seien besorgt über die Funde. Zudem baten sie die WHO, sich damit zu beschäftigen.

WO WURDE DIE NEUE VARIANTE GEFUNDEN?

In Südafrika wurden bislang mindestens 100 Ansteckungs-Fälle mit der neuen Variante entdeckt, die meisten davon kommen aus der bevölkerungsreichsten Provinz Gauteng. Laut Wissenschaftlern deuten die Ergebnisse von Diagnose-Laboren darauf hin, dass es sich in Gauteng schnell verbreitet hat und möglicherweise auch schon in den anderen acht Provinzen Südafrikas präsent ist.

Die tägliche Infektionsrate Südafrikas hat sich zuletzt fast verdoppelt. Das Nationale Institut für übertragbare Krankheiten des Landes (NICD) führt das das im Gegensatz zu örtlichen Wissenschaftlern aber nicht auf die neue Variante zurück.

Vier Fälle der neuen Variante wurden zudem im Nachbarland Botswana aufgedeckt. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um ausländische Bürger, die im Rahmen einer diplomatischer Mission Botswana angekommen waren und die das Land inzwischen wieder verlassen haben.

Fälle von mit der Variante wurden bisher in Hongkong, Israel und Belgien entdeckt. Während im Falle Israels Reisende aus dem südlichen Afrika das Virus mit sich trugen, war es im Fall Belgiens eine ungeimpfte Frau, die von Ägypten über die Türkei eingereist war, bei der das Virus gefunden wurde.

(Reuters/cash)