Dies könne es der Europäischen Zentralbank (EZB) dann möglich machen, ab dem dritten Quartal langsam ihre Notfall-Anleihenkäufe des PEPP-Pogramms herunterzufahren und auslaufen zulassen, sagte das EZB-Ratsmitglied in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Falls sich die Konjunktur nach dem Basisszenario der Währungshüter entwickle, würden sich ab dem zweiten Halbjahr bessere Inflations- und Wachstumsraten zeigen.

"In dem Fall wäre es auch klar für mich, dass wir ab dem dritten Quartal beginnen können, die pandemischen Notfallkäufe graduell auslaufen zu lassen und sie wie vorgesehen im März 2022 zu beenden", sagte Knot. Das PEPP-Programm ist auf insgesamt 1,85 Billionen Euro angelegt.

Im vergangenen Monat hatte die EZB beschlossen, das Tempo dieser Käufe zu erhöhen. Damit will sie dem Anstieg der Renditen von Staatsanleihen der Euro-Länder entgegentreten, der seit Jahresbeginn eingesetzt hatte. Dieser wurde insbesondere von besseren Konjunkturaussichten in den USA und Entwicklungen auf dem US-Anleihemarkt angetrieben. Inzwischen sind die Renditen aber wieder etwas gesunken.

Nominale Renditen von Infaltion und Wachstum getrieben

"In dem Ausmass, in dem die höheren nominalen Renditen von besseren Inflations- und Wachstumsraten getrieben sind, ist das für mich völlig harmlos", sagte Knot. Aus Sicht des Notenbankers bedeuten annährend konstante reale Renditen, die um die Inflationsrate bereinigt sind, dass sich die höheren nominalen Raten ganz auf gestiegene Inflationserwartungen zurückführen lassen. Damit könne er gut leben, sagte Knot.

Zwar haben Knot zufolge kurzfristig die Wachstumsrisiken zugenommen. Dennoch gilt für ihn: "Es gibt einen sehr guten Grund dafür, eine robuste Erholung im zweiten Halbjahr zu erwarten." Der Notenbanker verwies unter anderem auf die während der Pandemie aufgestauten Ersparnisse vieler Verbraucher. Dazu kämen anhaltende staatlichen Unterstützungsmassnahmen. Zudem habe sich das externe Umfeld deutlich verbessert.

Die schwache Konjunktur in der Euro-Zone liegt aktuell vor allem am Dienstleistungssektor, der nach wie vor stark unter den verschärften Eindämmungsschritten zur Bekämpfung der Pandemie leidet. Die Industrie und das Verarbeitende Gewerbe meistern dagegen in vielen Euro-Ländern die Virus-Krise überraschend gut. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erhöhte am Dienstag seine Konjunkturprognose für die Euro-Zone in diesem Jahr und erwartet nun ein Wachstum von 4,4 Prozent statt wie bislang von 4,2 Prozent.

(Reuters)