Fritz Zurbrügg, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), wird im Juli 2022 in den Ruhestand treten. Er gehört dem Leitungsgremium der SNB seit August 2012 an. Dabei führte Zurbrügg zuerst die dritte Abteilung, in der die Bereiche Finanzmärkte, Bankgeschäfte und IT zusammengefasst sind. Seit Juli 2015 ist er Vizepräsident der SNB-Direktion und Leiter des Zweiten Departements, das die Bereiche Finanzstabilität, Banknoten und Währungen sowie Finanzen und Risiken vereint.

Die Personalie hat dahingehend Bedeutung, da Zurbrügg insbesondere mit der operativen Umsetzung der Geldpolitik der SNB betraut gewesen ist. Während seiner Zeit im Leitungsgremium der SNB fielen etwa die Aufhebung des Mindestkurses gegenüber dem Euro sowie die Einführung des Negativzinses und der Devisenmarktinterventionen.

Zurbrügg hatte sich vor einigen Wochen einem kardiologischen Eingriff unterzogen. Die Herzoperation sei seit längerer Zeit geplant gewesen, erklärte die SNB Anfang Oktober. Zurbrügg hatte seine Amtsgeschäfte nach einer kurzen Erholungsphase danach schon bald wieder aufgenommen.

Wahl durch Bundesrat

Das Direktorium der SNB besteht aus den drei Mitgliedern Thomas Jordan (Präsident), Fritz Zurbrügg und Andréa Maechler. Es ist das oberste geschäftsleitende und ausführende Organ der Nationalbank.  Es ist zuständig für die operativ-betriebliche Führung der Nationalbank. Die Mitglieder des Direktoriums und die drei Stellvertreter werden auf Vorschlag des Bankrats vom Bundesrat für eine Amtsdauer von sechs Jahren gewählt. Auch eine Wiederwahl ist möglich. 

Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin wird vom Bankrat, dem Aufsichtsgremium der Zentralbank, nominiert und auf dessen Vorschlag vom Bundesrat eingesetzt. Der letzte Wechsel im Leitungsgremium der SNB fand vor sechs Jahren statt. Per Anfang Juli 2015 hatte der Bundesrat Andréa Maechler als erste Frau zum Mitglied des Direktoriums der SNB ernannt.

Wer folgt Zurbrügg ins Direktorium?

Für Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank (SGKB) und Kenner der SNB, ist das Feld offen: "Da das neue Direktoriumsmitglied nicht die Funktion von Herrn Zurbrügg, sondern das Departement von Frau Maechler übernehmen wird, hat sein direkter Stellvertreter kein Vorzugsbonus. Unter den aktuellen Stellvertretern hat aus meiner Sicht nur Thomas Moser Chancen, gewählt zu werden." Er gehe aber von einer externen Lösung aus.

Doch was bedeutet das Stühlerücken für die strategische Ausrichtung der SNB? Grundsätzlich nicht viel, meint Stucki. Es handle sich um eine ordentliche Übergabe an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. "Ob sich geldpolitisch etwas ändern wird, hängt von der gewählten Person ab. Ich gehe aber davon aus, dass die SNB ihre aktuelle Geldpolitik mit dem Franken im Zentrum nicht ändern wird", sagt Stucki gegenüber cash.ch.

Ähnlich sieht dies UBS-Ökonom Alessandro Bee: "Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Änderungen geben wird, da die Politik von allen drei Mitgliedern des Direktoriums beschlossen wird." Die nächste vierteljährliche geldpolitische Lagebeurteilung der SNB ist für 16. Dezember vorgesehen.

ManuelBoeck
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