BioNTech-Chef Ugur Sahin erwartet, dass der bestehende Covid-19-Impfstoff des Mainzer Herstellers und seines Partners Pfizer auch bei der neuen Omikron-Variante Schutz vor schweren Infektionen bietet. "Wir halten es für wahrscheinlich, dass Geimpfte einen deutlichen Schutz gegen schwere Erkrankungen, die durch Omikron verursacht werden, haben werden", sagte Sahin der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. "Wir gehen davon aus, dass dieser Schutz noch ausgeprägter ist, wenn die Menschen ihre dritte Impfung bekommen haben."

Die Variante, die erstmals in Südafrika entdeckt wurde und inzwischen in zahlreichen anderen Ländern auftritt, hat weltweit Alarm ausgelöst. Wissenschaftler äusserten sich vor allem besorgt über die hohe Zahl der Mutationen am Spike-Protein des Virus und arbeiten mit Hochdruck daran, die Gefahr einzuschätzen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht in Omikron ein "sehr hohes Risiko", warnte aber zugleich vor Überreaktionen aus. Moderna-Chef Stephane Bancel schürte am Dienstag Sorgen, nachdem er in einem "Financial-Times"-Interview vor einer geringeren Wirksamkeit der bestehenden Impfstoffe gegen Omikron gewarnt hatte.

«Keinen Grund, besonders beunruhigt zu sein»

Biontech-Chef Sahin beschwichtigte: "Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, besonders beunruhigt zu sein. Das einzige, was mich momentan beunruhigt ist, dass es Menschen gibt, die noch gar nicht geimpft sind." Mehr Klarheit über die Wirksamkeit der bestehenden Impfstoffe erwartet er nach der Auswertung von Labortests in rund zwei Wochen. "Wir erwarten, dass der Schutz in gewissem Masse reduziert sein kann gegen Infektionen, aber wie stark, das müssen wir sehen." Vor allem der Schutz durch T-Zellen nach der Impfung sollte auch bei Omikron weiter sehr gut funktionieren und einen entsprechend Schutz vor schwerer Krankheit bieten. Es sei zudem nicht unwahrscheinlich, dass die dritte Impfung auch noch einen signifikanten Schutz gegen Infektionen und Krankheit jeglicher Art hat.

Ob ein angepasster Impfstoff nötig sein könnte, werde man in den nächsten Wochen und Monaten wissen. Darauf sei Biontech prinzipiell vorbereitet, sagte Sahin. "Wir haben eine ganze Reihe an Immunogenitätsstudien mit Variantenimpfstoffen gemacht. Weitere Immunogenitätsstudien am Menschen werden nach Absprache mit den Behörden vielleicht nicht nötig sein. Der Vorteil ist, dass wir schon seit Monaten diesen Reifenwechsel üben." Falls nötig, könnte Biontech innerhalb von gut drei Monaten einen angepassten Impfstoff bereit haben. "Die erste Marktcharge, die ersten 25 bis 50 Millionen Dosen etwa, die wir herstellen, dafür benötigen wir rund 100 Tage."

Sahin zufolge gibt es bisher keine Hinweise, dass Infektionen mit Omikron schwerer verlaufen. "Wir wissen allerdings nicht, ob das Virus infektiöser ist und sich schneller ausbreitet als die derzeitige Delta-Variante. Umso wichtiger ist es, die Impfungen fortzusetzen und zu beschleunigen." Ob es das neue Delta werde, wisse er noch nicht, "und selbst wenn, ist das allein noch kein Grund, panisch zu werden." 

(Reuters)