In der grössten Stadt Rangun riefen Demonstranten "Militärdiktator, versage, versage; Demokratie, siege, siege", wie Augenzeugen berichteten. "Gegen die Militärdiktatur" war auf einem Transparent an der Spitze des Marsches zu lesen. Auch in der zweitgrössten Stadt Mandalay gingen Tausende Menschen auf die Strasse, um gegen den Militärputsch vom Montag zu protestieren. Am Abend lösten sich die Kundgebungen auf. In vielen Stadtvierteln schlugen nachts jedoch Bewohner auf Töpfe und andere Gegenstände, um mit dem Lärm ihren Protest fortzusetzen.

Am Nachmittag entwickelten die Proteste kurzzeitig zu Freudenfesten, als sich das Gerücht verbreitete, Suu Kyi sei freigelassen worden, was nach Angaben von Anwohnern der Militärsender Myawaddy berichtet hatte. Suu Kyis Anwalt sagte jedoch Reuters, seine Mandantin stehe nach wie vor unter Hausarrest. Neben der Friedensnobelpreisträgerin hat das Militär auch weitere Führungskräfte ihrer Partei National League for Democracy (NLD) festgesetzt.

Staatssender zeigt Beiträge zum Lob der Armee

Schon vor dem Wochenende hatte das Militär die Blockade sozialer Plattformen angewiesen, um die Kommunikation seiner Gegner zu unterbrechen. Die Behörden hätten die Internetprovider aufgefordert, den Zugang zu Twitter und Instagram "bis auf weiteres" zu verweigern, teilte die norwegische Mobilfunkgesellschaft Telenor mit. "Wir haben Freiheit und Gerechtigkeit verloren und brauchen dringend Demokratie", schrieb ein Twitter-Nutzer. Der staatliche Sender MRTV zeigte den ganzen Tag Beiträge, in denen die Armee gepriesen wurde.

Das Militär hatte am Montag geputscht - an dem Tag, an dem das neu gewählte Parlament zu seiner ersten Sitzung hätte zusammenkommen sollen. Im November hatte die NLD bei der Parlamentswahl in dem mehr als 53 Millionen Einwohner zählenden südostasiatischen Land einen Erdrutschsieg erzielt. Das Militär erkennt die Abstimmung jedoch nicht an. Nach seinem Putsch im Jahr 1962 hatte das Militär 49 Jahre lang in Myanmar geherrscht. Die Abstimmung im November war erst die zweite freie und faire Wahl seit dem Ende der direkten Militärherrschaft im Jahr 2011.

(Reuters)