Das Mitte-Rechts-Lager macht sich für den 85-jährigen Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi stark. Aber auch Ministerpräsident und Ex-EZB-Chef Mario Draghi hat Interesse an dem Amt signalisiert. Das Verfahren für die Wahl des Staatsoberhaupts ist kompliziert, da es keine offiziellen Kandidaten gibt und die Stimmabgabe geheim erfolgt. Das macht eine Vorhersage des Ausgangs oft schwierig und dehnt die Wahl häufig über mehrere Tage aus, auch wenn die politischen Lager sich im Vorhinein für einen Favoriten ausgesprochen haben. Es folgen Erklärungen zum Ablauf der Wahl:

Wer wählt?

1008 Personen dürfen derzeit an der Wahl teilnehmen: die 630 Mitglieder der Abgeordnetenkammer, die 320 Mitglieder des Senats, darunter fünf Senatoren auf Lebenszeit, und 58 von den Regionalregierungen entsandte Delegierte. Die Zahl kann sich jedoch auf 1009 erhöhen, wenn ein freier Parlamentssitz noch in diesem Monat vergeben wird.

Wie läuft die Abstimmung ab?

In der Abgeordnetenkammer sind vier Wahlkabinen für eine geheime Stimmabgabe eingerichtet. Dies erschwert es den Parteiführungen, ihren Favoriten durchzusetzen. Jede Abstimmung dauert in der Regel mehr als vier Stunden. In den ersten drei Wahlgängen ist eine Zweidrittelmehrheit nötig, danach reicht eine einfache Mehrheit.

Wie lange dauert die Wahl?

Nur drei Präsidenten wurden bereits im ersten Wahlgang gewählt, der bislang letzte war Carlo Azeglio Ciampi im Jahr 1995. In einem zweiten oder dritten Wahlgang wurde noch nie ein Präsident gewählt. Im vierten Wahlgang wird es dann häufig ernst. Vier Präsidenten sind dann gewählt worden, darunter der derzeitige Amtsinhaber Mattarella. Die längste Wahl war die von Giovanni Leone im Jahr 1971, die sich über 16 Tage erstreckte. Leone wurde erst im 23. Durchgang zum Staatsoberhaupt gewählt.

Wer kann Präsident werden?

Nach Artikel 84 der Verfassung ist die einzige Voraussetzung für das Staatsoberhaupt, dass er oder sie die italienische Staatsbürgerschaft besitzt, mindestens 50 Jahre alt ist, im Wählerverzeichnis eingetragen ist und nicht gesetzlich von der Ausübung des Amtes ausgeschlossen ist. Es gibt keine offiziellen Kandidatinnen oder Kandidaten, und man muss nicht in der Politik aktiv sein, um das höchste Staatsamt zu bekleiden. Drei der bislang letzten vier Präsidenten waren politisch unabhängig. Eine Frau war noch nie Staatsoberhaupt in Italien.

Wie lange dauert die Amtszeit?

Die Amtszeit ist auf sieben Jahre ausgelegt. Nur ein Präsident, Giorgio Napolitano, wurde bisher wiedergewählt. Er trat 2013 nochmals an, um die Pattsituation bei der Abstimmung zu überwinden. Zwei Jahre später trat er im Alter von 89 Jahren zurück. Nachfolger wurde der jetzige Amtsinhaber Mattarella.

(Reuters)