Gemäss den 2016 von der Post angekündigten Plänen soll die Zahl der Postbüros bis Ende 2020 von 1400 auf 800 bis 900 gesenkt werden. Im Gegenzug sollen die Zugangspunkte für Postdienste von 3800 auf mindestens 4200 erhöht werden.

Das Ziel werde erreicht, sagte Thomas Baur, Bereichsleiter PostNetz bei der Post, an einer Medienkonferenz am Montag in Freiburg. Allerdings sei man erst bei Halbzeit.

Aktuell gibt es noch 1114 eigenbetriebene Filialen. Dazu kommen 1033 Filialen mit Partnern, deren Zahl bis Ende 2020 auf 1200 bis 1300 angehoben werden soll. Praktisch unverändert bleiben wird mit rund 1300 die Zahl der Orte mit Hausservice. Die Zahl der Aufgabe- und Abholstellen, Automaten und Geschäftskundenstellen soll von heute 422 auf 500 bis 700 erhöht werden.

Defizit im ersten Halbjahr reduziert

In den letzten Jahren wurden für den Bereich Postnetz Defizite von bis zu rund 200 Millionen Franken ausgewiesen. Laut Baur geht es vor allem darum, dieses Defizit zu stabilisieren, um die Dienstleistungen weiterhin aus eigenen Mitteln ohne Subventionen finanzieren zu können. Im ersten Halbjahr habe das Defizit um 28 Millionen Franken auf 60 Millionen Franken vermindert werden können.

Die Post will in den kommenden Jahren 40 Millionen Franken in die Modernisierung von rund 300 eigenbetriebenen Filialen investieren. Ferner soll das Netz an My-Post-24-Automaten von heute über 100 auf 200 ausgebaut werden.

Sensibles Thema

Der intensive Dialog seit der Ankündigung der Umstrukturierung habe dazu geführt, dass über 80 Prozent der Filialumwandlungen im Einvernehmen mit den lokalen Behörden hätten umgesetzt werden können. Man sei sich bewusst, dass es sich beim Abbau der Poststellen um ein sensibles Thema handle, insbesondere in ländlichen Regionen.

So hat die Post über 500 Gespräche mit Gemeinden und 52 Gespräche mit Kantonen geführt. Zudem wurden über 270 Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung organisiert.

Laut den Angaben der Post erledigen Kundinnen und Kunden ihre Postgeschäfte immer seltener am Schalter. Seit 2000 sind am Schalter die Pakete um 44 Prozent, die Briefe um 68 Prozent und der Zahlungsverkehr um 44 Prozent zurückgegangen.

Scharfe Kritik der Gewerkschaft

Für die Gewerkschaft Syndicom sind diese Aussagen gravierend. Selbstverständlich würden weniger Pakete in Poststellen und mehr in Agenturen aufgegeben, wenn seit dem Jahr 2000 über zwei Drittel der Poststellen geschlossen worden seien.

Der Jahresbericht der Postcom zeige aber auf, dass die Kundenfrequenz pro Poststelle in den letzten Jahren deutlich gestiegen sei, alleine in den Jahren 2011 bis 2017 um 25 Prozent. Die Kunden müssten jetzt längere Wege in Kauf nehmen und je nach Geschäft auf eine Postagentur oder eine Poststelle gehen.

Der Serviceabbau in diesem Umfang sei nicht hinnehmbar und schädige die Grundversorgung in der Schweiz. Der Postkonzern rechne den Bereich Postnetz gezielt schlecht, um die Mär von den defizitären Poststellen aufrechtzuerhalten.

Syndicom wirft den Verantwortlichen der Post auch vor, die Zeichen der Politik zu ignorieren und sie gar zu verhöhnen. Die Prozesse würden zusätzlich beschleunigt, weil die Post neue Regulierungen befürchte. Syndicom fordert, dass die Erreichbarkeitskriterien für Poststellen endlich revidiert werden.

(AWP)