"Nach vorläufigen Angaben gibt es die Annahme, dass es wohl Phosphorkampfmittel waren", sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Vormittag im ukrainischen Fernsehen. Endgültige Schlussfolgerungen könne es erst später geben. Welche Kampfmittel genau zum Einsatz gekommen sein sollen, sagte Maljar nicht. Das Risiko eines russischen Chemiewaffeneinsatzes sei jedoch gross, betonte sie.

Nach Angaben von Militärexperten spitzt sich die Lage in der weitgehend zerstörten und strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol zu. Die belagerte Stadt wird vor allem von Marineinfanterie verteidigt, die zu den Eliteeinheiten der Armee gehört. Das von extremen Nationalisten gegründete und dominierte Regiment Asow gehört hingegen zur Nationalgarde und untersteht damit formal dem Innenministerium.

Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge wird die Stadt von etwa 10 000 russisch geführten Soldaten belagert - auf ukrainischer Seite ist von weitaus weniger Kämpfern auszugehen. Früheren Angaben zufolge waren dort mindestens 3000 ukrainische Soldaten, von denen sich mittlerweile Hunderte ergeben haben. Die seit anderthalb Monaten andauernden Kämpfe fordern zudem auch täglich hohe Verluste an Toten und Verwundeten. Genaue Zahlen sind aber erst nach dem Ende der Kämpfe zu erwarten.

Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, berichtete von heftigen nächtlichen Kämpfen in Mariupol. "Die auf dem Territorium des Werks "Iljitsch" eingeschlossenen Reste der ukrainischen Streitkräfte haben einen erfolglosen Versuch gemacht, aus der Stadt auszubrechen", sagte Konaschenkow. Seinen Angaben zufolge haben etwa 100 ukrainische Soldaten den Ausbruchsversuch unternommen; die Hälfte davon sei getötet worden. Diese Angaben waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar./haw/DP/men

(AWP)