Die Aktienmärkte machen in diesem Jahr weiter, wo sie Ende 2019 aufgehört hatten. So steht der SMI seit Jahresbeginn bereits wieder 6 Prozent im Plus.

Alles aufgegleist für ein weiteres Super-Aktien-Jahr? Nein, wenn es nach Raiffeisen-Anlagechef Matthias Geissbühler geht. Die letztjährige Performance des SMI von gut 26 Prozent wird nach seiner Einschätzung 2020 nicht erreicht werden. Mehr noch: Geissbühler ist der Meinung, dass bis Jahresende keine zusätzlichen Renditen bei Aktien möglich sind.

"Anfang Jahr sagten wir, dass dieses Jahr vier bis sechs Prozent Gesamtrendite inklusive Dividende an den Aktienmärkten möglich sind. Dort sind wir mehr oder weniger schon", sagt Geissbühler im cash-Börsen-Talk. Ein Grund für seine verhaltene Prognose sind die Auswirkungen des Coronavirus. "Wir werden in den nächsten paar Wochen noch eine Reihe von Gewinnwarnungen sehen", sagt Geissbühler. 

Entwicklung des SMI seit Anfang 2019 (Quelle: cash.ch).

Für Aufsehen diesbezüglich sorgte am Dienstag das Technologieunternehmens Apple. Bei den iPhones gab es infolge des Coronavirus Lieferengpässe, und der Absatz in China selbst ist gedämpft. Deswegen liess Apple die Umsatzprognose fallen. Geissbühler fügt an, dass nicht nur Apple, sondern auch der Schweizer Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler auf mögliche Umsatzeinbussen hingewiesen habe.

Viele Anleger gehen aber davon aus, dass der Aktienmarkt weiter von der lockeren Politik der Notenbanken getragen werde. Matthias Geissbühler allerdings glaubt nicht, dass die Währungshüter alles regeln können. "Die geldpolitischen Massnahmen in Europa und der Schweiz sind nahezu ausgeschöpft", sagt der Raiffeisen-Anlagechef. Die Einstellung, dass die Zentralbanken die Aktienmärkte retten würden, sei problematisch.

Präsidentschaftswahlen könnte für Volatilität sorgen

Ein grosser Unsicherheitsfaktor sind auch die US-Präsidentschaftswahlen im November 2020. US-Präsident Donald Trump läuft sich mit seinen Attacken auf den demokratischen Nominierungskandidaten Michael Bloomberg schon ziemlich warm. "Der Präsidentschaftswahlkampf wird für Spannungen sorgen. Es wird ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen geben. Dieser Umstand bringt eine gewisse Volatilität und Unsicherheit in den Markt."

Aber schlussendlich ist auch für Matthias Geissbühler klar, dass über einen Anlagehorizont von zehn bis fünfzehn Jahren Aktien als Anlageklasse unersetzlich sind. Aktien bleiben weiterhin ein wichtiger Bestandteil eines Portfolios. Aber: "Auf kurze Frist sehen wir ein Korrekturpotenzial bei den Aktien. Die Korrektur kann durchaus 4 bis 5 Prozent sein."

Anlegerinnen und Anleger, die nun mit Gewinnmitnahmen liebäugeln, bekommen von Geissbühler Unterstützung: Profite einzustreichen macht seiner Ansicht nach auf kurze Sicht wegen den bestehenden Risiken durchaus Sinn.

Welche Schweizer Aktien sind 2020 interessant?  Welche Aktien sind nach den Chefwechseln bei den Grossbanken empfehlenswerter, die der CS oder der UBS? Machen Obligationen immer noch Sinn? Diese Fragen beantwortet Matthias Geissbühler im cash-Börsen-Talk. Zum Video geht es hier.

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