"Im Moment haben wir keine Indizien dafür, dass eine Konkurswelle kommt", sagte Huber in dem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit dem "Blick". Und er rechne auch nicht damit, dass es noch eine Welle an Konkursen gebe, sagte der Chef der Bankengenossenschaft, deren Mitglieder im Rahmen des Covid-Programms mehr als 24'000 Kredite vergeben haben.

Noch würden die Kredite die Liquidität der Unternehmen sicherstellen und die Kurzarbeit federe ebenfalls vieles ab. "Wenn, dann kommen die Konkurse zeitverzögert, in 12, 24, 36 Monaten", so Huber. Bereits jetzt würden sich einzelne KMU Gedanken machen, ob sie je wieder auf den Umsatz von vor der Krise kommen könnten und ob sie an der Kostenbasis etwas ändern sollten. Einige würden auch Entlassungen aussprechen, sagte Huber.

Dennoch seien die Kreditausfälle wegen der zweiten Pandemiewelle nicht grösser geworden, so Huber. Als die Kredite ausbezahlt worden seien, habe man allerdings auch nicht erste Amortisationsraten für nach drei Monaten vereinbart, sagte er: "Die Unternehmen brauchen etwas Zeit und Atem." Erste Kredite seien inzwischen dennoch bereits wieder zurückgezahlt worden. Und zwar insgesamt etwas mehr als 1000.

Hoffnung dank Impfstoffen

Angesprochen auf die wirtschaftliche Erholung sagte Huber, es sei gefühlsmässig ein Auf und Ab. Nach dem ersten Lockdown und einer Erholungsphase im Sommer sei das dritte Quartal gut gewesen. Im vierten Quartal hätten die Einschränkungen die Wirtschaft aber wieder gebremst. "Aber vielleicht fällt der Rückgang nicht ganz so heftig aus, weil die Schweiz nicht alles dichtmacht - zumindest Stand heute."

Deshalb sei er "vorsichtig optimistisch". Es stimme ihn ausserdem zuversichtlich, dass Impfstoffe unterwegs seien. "Wenn die Impfstoffe kommen, dann geht auch in den Köpfen der Aufschwung wieder los." Er persönlich werde sich "selbstverständlich" impfen lassen, sagte Huber.

Letztmals individueller Bonus für Mitarbeitende

2020 wird den Mitarbeitenden von Raiffeisen laut dem Chef zum letzten Mal eine variable Vergütung ausbezahlt. Denn es sei entschieden worden, individuelle Bonuszahlungen per 1. Januar 2021 abzuschaffen, sagte Huber. Stattdessen gebe es neu eine kollektive Erfolgsbeteiligung. "Damit rücken wir die Leistung der Mannschaft in den Vordergrund." Die Gesamtvergütung solle aber grundsätzlich auf dem gleichen Niveau bleiben.

Auf die Frage, ob Raiffeisen Regressforderungen im Verfahren gegen den ehemaligen Chef Pierin Vincenz gestellt habe, antwortete Huber: "Wenn wir Ansprüche stellen können, die aus einem Fehlverhalten resultieren, dann werden wir diese auch geltend machen."

(AWP)