Die geplante Green Asset Ratio der Europäischen Union, die zeigen soll, wie viel eine Bank klimafreundlichen Unternehmen und Projekten leiht, könnte ein verzerrtes Bild der Realität bieten. Das ergibt sich jedenfalls aus einer Umfrage von Bloomberg unter rund 20 europäischen Grossbanken. Die Geldhäuser sind für die Berechnung der Kennzahl auf Kundendaten angewiesen - viele Unternehmen werden diese jedoch nicht bereitstellen.

Die Bedenken illustrieren eine wichtige Hürde auf dem Weg zu einer ökologischeren Finanzbranche. Die Ergebnisse der Bloomberg-Umfrage – die erste in einer Reihe darüber, wie Europas Banken mit der neuen Klimaregulierung umgehen – zeigen, dass Klimarisiken genau gemessen werden müssen, bevor sie angegangen werden können.

Europa verfolgt in Bezug auf den Klimawandel einen aggressiveren Ansatz als die USA und andere Regionen. Letztendlich werden Finanzunternehmen bestraft werden, die beim Thema Erderwärmung wegschauen. Banken, die ihre grüne Gesinnung anpreisen, werden diese Behauptungen nun mit harten Daten untermauern müssen. Kreditgeber, die beim Thema als Nachzügler wahrgenommen werden, riskieren, Anleger und Einleger zu verprellen.

Die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA veröffentlichte im Mai ihre erste Schätzung für die Kennzahl, auf Basis der Daten von Banken, die etwa die Hälfte der gesamten Bankaktiva in der Europäischen Union in ihren Bücher haben. Diese wiesen demnach eine durchschnittliche Green Asset Ratio von nur 7,9 Prozent aus - nur dieser Prozentsatz der ausstehenden Kredite wurde an ökologisch nachhaltige Kunden gemäss der EU-Taxonomie vergeben.

Irreführende Momentaufnahme

Die EBA ist überzeugt, dass die Kennzahl Banken besser vergleichbar macht in Bezug auf ihr Engagement, ihre Nachhaltigkeitsstrategie und ihre Pläne zur Reduzierung von Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Von Bloomberg befragte Banken beklagen jedoch, die Green Asset Ratio könnte eine irreführende Momentaufnahme liefern, wenn die Daten nicht besser werden.

Die UBS etwa war unter den Banken, die über Schwierigkeiten klagten, Daten von Firmenkunden zu erhalten, die keinen Meldepflichten unterliegen, weil sie ihren Sitz ausserhalb Europas haben. Mehrere der befragten Banken merkten an, dass viele kleine und mittelständische Unternehmen nicht verpflichtet sind, die entsprechenden Daten zur Verfügung zu stellen.

Die Commerzbank sagte, dass die Quoten einiger Banken aufgrund spezialisierter Kredite oder aufgrund der Regionen, in denen sie tätig sind, niedriger aussehen könnten.

Die Banken kritisierten auch die Entscheidung der EU, die Green Asset Ratio bereits Ende 2022 einzuführen, ein Jahr bevor Unternehmen verpflichtet werden, mehr Umweltdaten auszuweisen. Ein weiterer Einwand besteht darin, dass Kredite an Unternehmen, die gerade ihr Geschäft hin zu mehr Nachhaltigkeit umbauen, nicht angemessen anerkannt werden.

Die EBA hält ihren Zeitplan jedoch für angemessen und schlägt einen schrittweisen Ansatz bei die Offenlegungen vor. Banken sollten ihre Pläne, Kunden bei der Anpassung an eine emissionsarme Wirtschaft zu unterstützen, transparent darlegen. Die Quote werde Transparenz fördern, sagte die Sprecherin.

(Bloomberg)