Die Verhandlungen mit dem Pilotenverband Aeropers zu temporären Massnahmen, zur Bewältigung der Coronakrise, seien ergebnislos beendet worden, begründet die Swiss die Kündigung des GAV am Samstag in einer Mitteilung. Der Vertrag sei ordentlich auf Ende März 2022 gekündigt worden.

Nachdem die Swiss mit den Sozialpartnern der Boden- und Kabinenmitarbeitenden mehrjährige Krisenvereinbarungen abschliessen konnte, gelang dies mit den Piloten nicht. Die Swiss wollte wegen der geplanten Reduktion der Flugbewegungen und dem Überbestand an Piloten den GAV aus dem Jahr 2018 mit einem krisentauglichen Vertrag ablösen.

Aeropers sei aber nur zu Verhandlungen über temporäre Krisenmassnahmen bei Erhalt des laufenden GAV bereit gewesen, so die Swiss. Aeropers habe keine zukunftsfähigen Zugeständnisse gemacht. Die Swiss bekenne sich aber nach wie vor zur Sozialpartnerschaft und biete Hand für Verhandlungen zu einem neuen GAV, hiess es weiter.

Sparvorschlag abgelehnt

Anders tönt es vonseiten Aeropers: Dies Swiss habe trotz möglicher Einsparungen von 130 Millionen Franken die Verhandlungen mit den Piloten über gemeinsame Lösungen abgebrochen. Aeropers bezeichnet in der Mitteilung vom Samstag den Abbruch der Gespräche und die Kündigung als traurigen Tiefpunkt in der Sozialpartnerschaft.

"Die aktuelle Krise erfordert von allen Zugeständnisse und die Piloten haben ein grosses Interesse, dass die Swiss erfolgreich durch diese Krise kommt", wird Aeropers-Präsident Kilian Klaus in der Mitteilung zitiert. Trotzdem müssten Massnahmen "verhältnismässig und nachvollziehbar" sein.

Das Verhältnis der Piloten mit der Swiss ist zerrüttet. Mit der Kündigung habe die Swiss ein verheerendes Zeichen ausgesendet, kritisiert Aeropers das Vorgehen der Airline. Die Swiss wolle die Krise dazu nutzen, um aus ihrer Sicht seit längerer Zeit störende Teile des GAV für immer abzuschaffen. Dagegen würden sich die Pilotinnen und Piloten wehren.

Unter dem geltenden GAV habe die Swiss die grössten Gewinne ihrer Firmengeschichte erwirtschaftet, schreibt die Pilotengewerkschaft weiter. In den Verhandlungen über die Bewältigung der Corona-Krise habe sich Aeropers zu sofortigen Massnahmen zugunsten der Airline bereit erklärt.

Im Mai 2020 sei eine Vereinbarung über Kurzarbeit von einer überwältigenden Mehrheit der Aeropers-Mitglieder trotz grossen Opfern angenommen worden. In den im September gestarteten Verhandlungen über ein neues temporäres Massnahmenpaket habe der Verband Abstriche von bis zu 20 Lohnprozenten vorgeschlagen.

Swiss in der Krise

Die Swiss wurde wie die gesamte Luftfahrtbranche schwer von der Corona-Pandemie und den rund um den Globus zur Eindämmung des Virus getroffenen Reisebeschränkungen getroffen. In den ersten neun Monaten 2020 belief sich der operative Verlust der Lufthansa-Tochter auf über 400 Millionen Franken und die Zahl der Passagiere schrumpfte um rund 70 Prozent.

Die Swiss muss sparen. Das tut sie unter anderem auch, um den durch den Bund verbürgten Bankenkredit von bis zu 1,5 Milliarden Franken sobald als möglich zurückzahlen zu können.

(AWP)