Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent stieg am Montag im frühen Handel um bis zu knapp 18 Prozent auf 139,13 Dollar. Das Rekordniveau von fast 150 Dollar aus dem Sommer 2008 liegt damit nicht mehr allzu weit entfernt. Bis zum Mittag beruhigte sich die Lage wieder etwas. Ein Fass Brent kostete mit 124,92 Dollar aber immer noch knapp sechs Prozent oder 6,81 Dollar mehr als am Freitag.

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat sich der Brent-Preis um rund ein Drittel verteuert, nachdem er bereits in den Wochen davor angezogen hatte. Seit Ende 2021 hat der Preis um rund zwei Drittel angezogen. Ähnlich sieht die Entwicklung beim Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) aus. Am Montagmittag zog der WTI-Preis um sechs Prozent oder knapp sieben Dollar auf 122,62 Dollar an. Im frühen Handel war er erstmals seit 2008 über die Marke von 130 Dollar gestiegen.

US-Aussenminister Antony Blinken hatte wegen der zunehmenden Eskalation des Ukraine-Kriegs neue Strafmassnahmen gegen Russland ins Spiel gebracht. Washington berate mit europäischen Verbündeten über einen möglichen Importstopp für Öl aus Russland. "Wir sprechen jetzt mit unseren europäischen Partnern und Verbündeten, um auf koordinierte Weise die Aussicht auf ein Verbot der Einfuhr von russischem Öl zu prüfen", sagte Blinken am Sonntag.

Am Ölmarkt sorgten die Überlegungen für zeitweise drastische Preisaufschläge. "Die Ölpreise explodieren zu Wochenbeginn regelrecht", kommentierte Rohölfachmann Carsten Fritsch von der Commerzbank. Er wies darauf hin, dass die Abhängigkeit Europas von russischem Öl wesentlich höher sei als auf Seiten der USA. Während russische Einfuhren etwa acht Prozent der US-Kraftstoffimporte ausmachten, betrage die Quote in Europa etwa ein Drittel.

Die am Wochenende gemeldeten Fortschritte in den Atomverhandlungen mit dem Iran würden in den Hintergrund treten, erklärte Fritsch. "Möglicherweise könnte in dieser Woche eine Einigung auf die Wiederbelebung des Abkommens von 2015 erzielt werden." Sollten danach die US-Sanktionen gegen iranische Ölexporte aufgehoben werden, würde der Weg für Öl aus dem Iran geebnet. "Allerdings würde das einen Wegfall der russischen Öllieferungen bei weitem nicht ausgleichen können."

(AWP)