Der Ölpreis der Marke Brent verliert seit dem Beginn des Preiskriegs zwischen Saudi-Arabien und Russland am 8. März 38 Prozent an Wert. Der Ölpreis der Marke WTI sinkt in der gleichen Zeitperiode ebenfalls um 37 Prozent. Die Ölpreise sind so tief wie Anfang 2016 letztmals. Der Volatilitätsindex OVX für Öl steigt in der gleichen Zeitspanne um 98 Prozent von 65,02 auf 128,5 Punkte, was ein ziemlich negatives Sentiment für den Ölpreis bedeutet.

Grund für den Konflikt: Die Opec-Staaten und Russland konnten sich nicht auf eine Förderkürzung einigen. Daraufhin flutet Saudi-Arabien den Markt nun mit Öl.

Die entscheidende Frage lautet nun: Wie lange kann dieser Ölkrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland anhalten? Falls die Geschichte als Referenz hinhalten soll, dann kann der Kampf zwischen den Ölmächten sehr lange dauern. Riad hat über die vergangenen 35 Jahre vier Preiskriege geführt. Dabei ist der gegenwärtige mitgezählt. Jeder Preiskrieg dauerte mindestens ein Jahr und der Ölpreis sank um mindestens 50 Prozent.

Natürlich kann es dieses Mal einen anderern Ausgang nehmen. Denn es gab noch nie einen vergleichbar grossen Nachfrageschock bei einem Angebotsschock. Der Ölpreisschock trifft auf die Corona-Krise. Doch: Die vergangenen Preiskriege bieten zumindest einen Leitfaden für die zukünftige Entwicklungen und die Schmerzschwelle der Politik.

So liefen die vergangenen drei Preiskriege ab:

Der erste Preiskrieg dauerte dreizehn Monate und vollzog sich vom November 1985 bis zum Dezember 1986. Grund für die Eskalation: Im Juni 1985 warnte König Fahd von Saudi-Arabien die restlichen Länder der OPEC, dass nicht nur Saudi-Arabien die Last der Produktionskürzungen tragen wird. Daraufhin flutete Riad im Novermber 1985 den Markt mit Öl. Der Preis viel innerhalb von sechs Montaten von 31 Dollar auf 9,75 Dollar pro Barrel.

Der zweite Preiskrieg dauerte 17 Monate. Der Start war ein OPEC-Meeting im November 1997 in Jakarta, Indonesien. Saudi-Arabien erhöhte die Ölproduktion, um Venezuela zu bekämpfen. Dieses erhöhte in dieser Zeit seinen Marktanteil im lukrativen US-Markt. Was Riad nicht berücksichtigte: Wegen der Wirtschaftskrise in den Schwellenländern und dem warmen Winter kollabierte die Nachfrage nach Öl. Der Ölpreis viel von 20 auf weniger als 10 Dollar pro Barrel. Ein Frieden im Preiskrieg etablierte sich erst im April 1999.

Der dritte Preiskrieg dauerte 22 Monate und startete im November 2014 mit einem OPEC-Treffen in Wien. Saudi-Arabien war unzufrieden, dass nicht-OPEC Länder von den Produktionskürzungen profitierten. Ebenfalls nahm Saudi-Arabien allmählich die Schieferölrevolution in der USA als Bedrohung war. Daraufhin etablierte Saudi-Arabien eine Poltik, die keine Fördergrenzen mehr vorsah.

Der Ölpreis kollabierte und sank von 100 auf 27,88 Dollar pro Barrell. Der Frieden im Preiskrieg kam nicht bis September 2016, als Riad eine Kehrtwende vollzog und Russland sich den Förderkürzungen anschloss.

Entwicklung des Ölpreises seit 1983 (Quelle: Bloomberg).

Dieses Mal war der Preiskrieg brutal vom Start an. Der Ölpreis ist in einem Crashmodus. Der Preis kollabierte um mehr als 35 Prozent in Tagen. Im Gegensatz dazu fiel der Ölpreis in den vergangenen Preiskriegen langsam über einen Zeitraum von Monaten. Vielleicht hat der von Riad verordnete Schock-Taktik zur Folge, dass die "Kampfdauer" wegen dem kurzfristig verabreichten "Schmerz" von kurzer Dauer ist. Vielleicht sind dieses Mal die Entscheidungsträger gezwungen, früher an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

(cash/Bloomberg)