Am Samstag sagte der Tessiner Regierungspräsident Christian Vitta vor den Medien in Bellinzona, nach dem Bundesratsentscheid setze der Kanton die Schliessungen von Geschäften, Baustellen und Industriebetrieben vorerst bis zum 5. April fort.
Einzig Lebensmittelläden, Apotheken, Drogerien, Banken, Tankstellen kleinere Hotels und die Post dürfen öffnen. Auch die Verordnung, dass über 65-Jährige zuhause bleiben müssen, bleibt bis 5. April in Kraft. Der Notstand bleibt gemäss Vitta bis am 19. April bestehen.
Die Tessiner Regierung habe am Morgen mit Gesundheitsminister Alain Berset gesprochen. Dieser habe den am Freitag nachträglich vom Bundesrat legalisierten Tessiner Massnahmen zugestimmt. Die Kurzarbeitsentschädigung sie dem Tessin vom Bundesrat garantiert worden.
Norman Gobbi, Chef der Direktion des Innern, appellierte an Touristen aus der Deutschschweiz, auf eine Osterreise in den Südkanton zu verzichten. Herrsche einmal wieder Normalzustand, seien sie indessen herzlich willkommen.
Rückwirkende Gültigkeit
Bundesratssprecher André Simonazzi teilte am Samstagmorgen via Twitter mit, die Ermächtigung zu Sondermassnahmen im Kanton Tessin gelte rückwirkend ab dem 20. März. Das Tessin hatte am vergangenen Wochenende die vorübergehende Schliessung aller Betriebe verfügt und diese gegen Bundesrecht verstossende Sperre trotz einer Rüge aus Bern aufrecht erhalten.
Am Freitag legalisierte der Bundesrat die Schliessungen mit einer Verordnungsänderung nachträglich. Neu können Kantone ein Gesuch stellen für Massnahmen, die weiter gehen als jene auf Landesebene. Sie müssen dafür Bedingungen erfüllen.
Der Bundesrat nehme zur Kenntnis, "dass die epidemiologische Situation im Tessin eine besondere Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung darstellt", twitterte Simonazzi. Die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen und die Versorgung der Gesundheitseinrichtungen seien gewährleistet.
87 Tote
Gemäss den neusten, am Samstag veröffentlichten Zahlen des Kantonalen Führungsstabes sind im Kanton Tessin bisher 87 Menschen im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus gestorben. In den vergangenen 24 Stunden wurden 11 Todesfälle registriert.
Seit dem 25. Februar steckten sich 1727 Menschen mit dem Virus an; in den letzten 24 Stunden kamen 39 neue Fälle hinzu. Das Tessin ist der vom Virus am stärksten betroffene Kanton.
(AWP)