Das unabhängige russische Portal Mediazona (zona.media) rechnete aus, dass es von April bis Oktober etwa 120 000 Tote mehr gegeben habe als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre für diesen Zeitraum. Die Übersterblichkeit habe demnach bei rund 18 Prozent gelegen. Der Oktober war laut Russlands Statistikbehörde nicht voll erfasst.

Im Juni etwa starben in Russland 162 758 Menschen. Das waren 25 521 Tote mehr als im Juni 2019 (137 237), wie aus der zentralen Statistik hervorgeht. Die russischen Behörden sehen sich seit längerem dem Vorwurf ausgesetzt, das wahre Ausmass der Corona-Pandemie nicht offenzulegen. Der Experte für Bevölkerungsentwicklung, Alexej Rakscha, der das kritisiert hatte und im Statistikamt seine Arbeit verlor, sagte, es gebe auch andere Gründe für die Übersterblichkeit.

Viele Todesfälle könnten auch auf eine Überlastung des Gesundheitssystems zurückzuführen sein, weil etwa andere Patienten nicht behandelt werden könnten. Zu der Übersterblichkeit in den Zeiten der Pandemie teilte Kremlsprecher am Dienstag mit, dass dies "ein Thema tieferer Analyse" sei.

In Russland stieg die Zahl der Corona-Fälle am Mittwoch nach offiziellen Angaben um 23 675 Neuinfektionen. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 18 633 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Die Gesamtzahl der Todesfälle stieg auf 14 771./mau/DP/eas

(AWP)