Nutzungsberechtigt und unterschriftenberechtigt für das Konto waren laut der Anklage, die öffentlich einsehbar ist, zwei hohe ehemalige venezolanische Beamte welche viel Einfluss in der staatlichen venezolanischen Ölgesellschaft Petróleos de Venezuela S.A. (PDVSA) hatten.

Sie waren zusammen mit zwei weiteren Männern im vergangenen Oktober in Spanien festgenommen worden, ein weiterer ist flüchtig. US-Staatsanwälte im texanischen Houston haben die Gruppe wegen Geldwäscherei im Visier. Über den Fall berichteten am Mittwoch die Tageszeitungen "Tages-Anzeiger" und "Bund".

Die 27 Millionen Dollar sollen laut der Anklageschrift vom Schweizer Konto auf weitere hiesige Bankkonten verteilt worden sein. Die Gruppe habe Bestechungsgelder mit einer "Serie komplexer internationaler Finanztransaktionen" gewaschen.

RECHTSHILFEGESUCH AN DIE SCHWEIZ

Das US-Justizdepartement (DoJ) führt bereits seit längerer Zeit Ermittlungen wegen Geldwäscherei und Bestechung im Zusammenhang mit der venezolanischen Ölgesellschaft PDVSA.

In diesem Rahmen hat die USA die Schweiz um Rechtshilfe ersucht, woraufhin das Bundesamt für Justiz (BJ) 2016 Konten gesperrt und Bankunterlagen an die USA geliefert hatte. 51 Millionen Dollar, und damit fast die Hälfte der in der Schweiz eingefrorenen Gelder, wurden an die US-Behörden überwiesen, wie im Oktober 2016 bekannt wurde.

Das Verfahren damals betraf die beiden venezolanischen Geschäftsmänner Roberto Rincon und Abraham Shiera, welche im Dezember 2015 festgenommen worden waren und sich in den USA schuldig bekannt hatten, an der Zahlung von Schmiergeldern zur Sicherung von PDVSA-Energieverträgen beteiligt gewesen zu sein.

Rincon und Shiera sollen laut der Anklageschrift aus Houston die 27 Millionen Dollar auf das Schweizer Bankkonto überwiesen haben.

FINMA IST AKTIV

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma geht derzeit Hinweisen auf Verstösse gegen die Geldwäschereibestimmungen auch im Zusammenhang mit dem PDVSA-Fall nach. Zudem klärt das Aufsichtsorgan bei mehreren Banken ab, ob und inwiefern sie involviert seien und wie die Bestimmungen des Aufsichtsrechts umgesetzt werden, wie ein Sprecher auf Anfrage erklärte.

Die Finma äussert sich nicht zu einzelnen Banken. Im "Tages-Anzeiger"-Artikel fällt der Name Credit Suisse, allerdings ohne verifizierbare Quelle. Die Credit Suisse äussert sich nicht zum konkreten Fall. Die Bank verfüge über strenge interne Kontrollmechanismen zur Abwehr von Finanzkriminalität und halte sich an alle geltenden Gesetze und Vorschriften in den Ländern, in denen sie tätig sei, schreibt ein Sprecher.

"Wenn wir bei Geschäftsbeziehungen Hinweise auf unrechtmässige Absichten haben, gehen wir gezielt dagegen vor. Das Spektrum der Massnahmen reicht von der Meldung an die Aufsichtsbehörden, der Einschränkung der Aktivitäten bis hin zur Beendigung der Geschäftsbeziehung", heisst es seitens der CS weiter.

(AWP)