Bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA haben die Unternehmen am Montag einen Antrag auf eine bedingte Marktzulassung eingereicht. Sollte die EMA grünes Licht geben, könnte das eine Verwendung des Vakzins in der EU noch vor Jahresende ermöglichen, hatten Biontech und Pfizer erklärt. Weitere Impfstoff-Kandidaten stehen in den Startlöchern: Auch der US-Biotechkonzern Moderna hat zu Wochenbeginn eine bedingte Marktzulassung in der EU beantragt. Für beide Impfstoffprojekte wurden zudem Anträge auf eine Notfallgenehmigung in den USA gestellt. Grossbritannien prüft zudem eine Zulassung des Vakzins des britischen Arzneimittelherstellers Astrazeneca.

Es folgt ein Überblick über den möglichen Prozess:

Wieviele Dosen könnten 2020 noch ausgeliefert werden?

Die Pharmakonzerne haben bereits mit der Herstellung ihrer Impfstoffe begonnen. Biontech und Pfizer haben angekündigt, in diesem Jahr genügend Dosen für die Impfung von 25 Millionen Menschen herstellen zu können. Die Auslieferung soll nun nach der Zulassung in Grossbritannien umgehend beginnen. Das Impfkomitee wird entscheiden, welche Menschen zuerst geimpft werden sollen. Aller Voraussicht nach werden es Bewohner von Alters- und Pflegeheimen sowie Beschäftigte im Gesundheitsbereich sein. Grossbritannien hat insgesamt 40 Millionen Dosen geordert und könnte damit knapp ein Drittel der Bevölkerung versorgen. Moderna hat derzeit Impfdosen für zehn Millionen Menschen, Astrazeneca für mehr als 100 Millionen.

In den USA werden das Verteidigungsministerium und das Zentrum für Krankheitskontrolle- und prävention den Vertrieb organisieren, wenn der Impfstoff von Biontech und Pfizer voraussichtlich Mitte Dezember dort als eine Notfallgenehmigung erhält. In einem ersten Schritt sollen dann in den USA 6,4 Millionen Impfdosen verteilt werden. In der Europäischen Union ist es Sache jedes EU-Landes, Impfstoffe an seine Bevölkerung zu verteilen.

Wieviele Impfdosen erhält Deutschland?

Nach Angaben von Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich Deutschland inzwischen 300 Millionen Impfdosen über Verträge der EU-Kommission mit den verschiedenen Herstellern gesichert. Er erwartet, dass Deutschland bis zu 100 Millionen Dosen des Biontech-Vakzins erhalten wird. 30 Millionen Impfdosen werde man über eine nationale Vereinbarung beziehen, über eine Vereinbarung der EU-Kommission mit Biontech rechnet Spahn mit weiteren 56 Millionen Impfdosen. Mit dem Dessauer Pharmaunternehmen IDT Biologika wurde ein Vertrag über fünf Millionen Impfdosen geschlossen. Die Beschaffung und Bezahlung des Impfstoffs übernimmt der Bund, der die Impfdosen dann an die Länder weiterleitet.

Wer wird zuerst geimpft?

Es soll in Deutschland keine Impfpflicht geben, wie Gesundheitminister Spahn wiederholt betont hat. Experten der Ständigen Impfkomission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts, der deutsche Ethikrat und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina haben Anfang November die grundlegenden rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen für die Priorisierung von Impfstoffen festgelegt. Risikogruppen und medizinisches Personal dürften danach zuerst geimpft werden. In einer ersten Phase sollen Covid-19-Impfungen über Impfzentren, denen gegebenenfalls auch mobile Impfteams angehören sollen, verabreicht werden. Nordrhein-Westfalen und Hessen kündigten bereits an, dass Impfzentren dort ab Mitte Dezember zur Verfügung stünden. Berlin hat sechs Massenimpfzentren ausgewiesen, darunter eine Messehalle und Terminals an den ehemaligen Flughäfen Tempelhof und Tegel sowie ein Velodrom, eine Eisbahn und die Arena Berlin.

In Hessen soll es eine aktive Einladung zur Impfung geben, wie Sozialminister Kai Klose kürzlich sagte. Im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW sind mindestens 53 Impfzentren geplant. Zuerst sollen "vulnerable Personengruppen" - also wegen schwerer Erkrankungen besonders durch Corona gefährdete Menschen - und Beschäftigte des Gesundheitswesen, die besonders der Gefahr einer Ansteckung ausgesetzt sind, geimpft werden.

Wie können Entwicklungsländer Impfstoffe erhalten?

Über die Impfstoffinitiative Covax der Weltgesundheitsorganisation WHO soll eine gerechte Verteilung von Corona-Impfstoffen in ärmeren Ländern sichergestellt werden. Ziel der Covax-Initiative, die neben der WHO von den internationalen Impfallianzen Gavi und Cepi koordiniert wird, ist die Auslieferung von zwei Milliarden Impfdosen bis Ende 2021. Sein Ziel, bis Ende dieses Jahres zwei Milliarden Dollar an Geldern einzusammeln, hat Covax erreicht. Weitere Mittel von mehr als vier Milliarden Dollar seien aber dringend nötig, hat WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus kürzlich betont.

Wieviel wird die Impfung kosten?

Impfstoffhersteller und Regierungen haben unterschiedliche Preise ausgehandelt, von denen nicht alle öffentlich sind. Diese reichen in Europa von rund 2,50 Euro pro Dosis für den Astrazeneca-Impfstoff bis hin zu 15,50 Euro je Dosis, die der Impfstoff von Biontech und Pfizer laut EU-Kreisen kosten soll. Viele Länder haben angekündigt, die Kosten für die Impfung für die Bevölkerung zu übernehmen.

(Reuters)