Dies geht aus dem am Montag veröffentlichten Jahrbuch 2018 "Qualität der Medien" des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich hervor. Der digitale Strukturwandel der Öffentlichkeit im Untersuchungsjahr habe sich akzentuiert, heisst es.

Als Folge der "Plattformisierung" - das heisst des weiter zunehmenden Einflusses der globalen Tech-Intermediäre wie Google und Facebook - hätten die Schweizer Informationsmedien weiter an Boden verloren und befänden sich in einer Negativspirale. Der Anteil journalistisch Beschäftigter sinke seit 2011 kontinuierlich, während der Anteil der Berufstätigen im PR-Sektor ebenso kontinuierlich wachse.

Zudem zeige sich eine "besorgniserregende Medienkonzentration". Das "Ausrollen" von Zentralredaktionen und Mantelsystemen habe einen markanten Vielfaltsverlust in den Bereichen der nationalen und internationalen Politik-, Wirtschafts- und Kulturberichterstattung zur Folge.

Damit seien exakt jene Themenbereiche betroffen, die für das demokratische schweizerische Gemeinwesen von zentraler Bedeutung seien. Zudem gehe der digitale Strukturwandel mit einer fundamentalen Umwälzung der Mediennutzung zulasten professioneller Informationsmedien einher.

News gratis konsumieren

Im Jahr 2018 erreicht die Gruppe der sogenannten News-Deprivierten einen Rekordwert von 36 Prozent und ist damit heute die mit Abstand grösste Mediennutzungsgruppe in der Schweiz. Es handelt sich um Personen, die News nur noch sporadisch und von zumeist minderer Qualität konsumieren - und dies sehr substanziell über die Plattformen der Tech-Intermediäre.

Da die Zahlungsbereitschaft unmittelbar mit dem Newsinteresse verknüpft ist, legt mit den News-Deprivierten genau jene Gruppe am meisten zu, die am wenigsten gewillt ist, für News zu bezahlen.

Das Jahrbuch zeigt weiter, dass die Plattformisierung mit einem Trend der Audiovisualisierung verbunden ist. Audiovisuelle Inhalte, namentlich Videos, werden von den Nutzern mit besonders viel Reaktionen belohnt und von den Algorithmen der Tech-Intermediäre bevorzugt angezeigt.

Medienqualität sinkt

Im Kontext der genannten Entwicklungen und Herausforderungen bezeichnen die Autoren es als bemerkenswert, dass die Medienqualität in der Schweiz nach wie vor hoch sei. Aber sie sinke. Dies sei die Folge des Abflusses personeller und finanzieller Ressourcen. Rund ein Drittel der 66 untersuchten Medientitel könne die Medienqualität im Vorjahresvergleich nicht halten.

Das nationale schweizerische Mediensystem komme unter wachsenden Druck der globalen medialen Umwälzungen. Im Werbemarkt fliesse den Tech-Intermediären der Löwenanteil der Werbegelder zu. Und im publizistischen Markt kanalisierten sich die Publikumsflüsse in wachsendem Ausmass auf die sozialen Plattformen. Hier sei die Bindung an traditionelle Medienmarken tief, und die Zahlungsbereitschaft sei besonders gering.

Aber auch einzelne Schweizer Verlagshäuser setzten dem System der Informationsmedien zu. Sie richteten ihre Strategien partiell auf den nicht publizistischen Bereich aus und stellten - teilweise ohne Not, das heisst trotz erheblicher Unternehmensgewinne - nicht lukrative publizistische Einheiten ein, stiessen sie ab oder fassten sie in Verbundsystemen zusammen.

Medien mehr fördern

Dabei wiege schwer, dass selbst gewinnbringende Geschäftssparten wie die Onlinerubriken oder Onlinebörsen nicht dazu genutzt würden, den Informationsjournalismus mit Geldern zu versorgen. Vor dem Hintergrund dieser grossen Herausforderungen erschienen die kürzlich vorgestellten medienpolitischen Vorschläge im neuen Mediengesetz mutlos. In Anbetracht dessen, dass dem professionellen Informationsjournalismus ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell fehle, gingen die Vorschläge zum Ausbau der Medienförderung zu wenig weit.

Im Jahrbuch steht auch, dass das Vertrauen der Schweizerinnen und Schweizer in die hiesigen professionellen Informationsmedien nach wie vor hoch sei. Von 13 untersuchten Ländern erreiche die Schweiz zusammen mit Schweden und den Niederlanden diesbezüglich einen Spitzenrang.

cf/

(AWP)