Es tobt ein heftiger Kampf zwischen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) mit den übrigen Marktteilnehmern am Devisenmarkt – dies zeigt der Blick auf den Kursverlauf des Euro-Franken-Tagescharts ganz deutlich. Am Mittwochvormittag bewegte sich der Franken zum Euro bis auf wenige Ausnahmen in einem engen Kursband zwischen 1,2026 und 1,203. Sobald sich der Franken der unteren Grenze näherte, wurde er schlagartig günstiger, und stiess er an das obere Kursmarke an, wurde er gleich wieder teurer. Ein ähnliches Kursbild zeigte sich auch am Montag und am Dienstag.

Euro-Franken-Tageschart vom 31.12.2014, 10:15 Uhr, Quelle: cash.ch

Die SNB hat somit alle Hände voll zu tun, um den seit Anfang September 2011 geltenden Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro zu verteidigen. Dies ist ihr bislang mit wenigen Ausrutschern gelungen. Letztmals knackten Devisenspekulanten am 25. Dezember die Schwelle, wie auch an Ostern 2012 (cash berichtete). Die Schweizer Notenbank schreckt zum Erreichen ihrer Vorgaben vor dem Griff in den Giftschrank nicht zurück. Vor zwei Wochen führte sie Strafzinsen auf Guthaben der Banken bei der SNB ein. Letztmals setzte sie dieses umstrittene Mittel vor knapp 40 Jahren ein.

Eurokrise flammt wieder auf

Es ist davon auszugehen, dass die SNB in den kommenden Monaten weiterhin mehr Euro zusammenklauben muss als in der Vergangenheit. Dafür sprechen die wieder aufgeflammten Ungewissheiten bezüglich der Zukunft des Euro. In Griechenland drängt die linksradikale Partei Syriza an die Macht. Sie will das deutsche Spardiktat in der Eurozone beenden und einen Schuldenschnitt erreichen. Dies wollen die Euro-Mitgliedsstaaten verhindern und drohen den Griechen mit Rauswurf aus dem Euro. Die scharfen Worte gegen Griechenland sind verständlich, will man doch eine erneute Eskalation der Eurokrise unbedingt verhindern.

Weiter kommen dringend notwendige Arbeitsmarktreformen in Italien und Frankreich nur quälend langsam voran. Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi hat alle Mühe, dringend benötigte Arbeitsmarktreformen durchzuboxen. Und die Berlusconi-Partei Forza Italia erwägt gar die Wiedereinführung der Lira als Parallelwährung zum Euro.

Diese Faktoren verstärken die Vertrauenskrise in die Gemeinschaftswährung von Neuem und lassen Anleger in sichere Häfen wie Staatsanleihen, Gold oder mehr oder minder sichere Währungen wie den Franken flüchten. Ein weiteres Indiz: Die ungewöhnlich hohe Nachfrage nach 1000-Franken-Noten. Befeuert wird die Flucht zudem durch die Rubelkrise sowie durch geopolitische Unruheherde in der Ukraine und im Nahen Osten.

Es drohen Verlustrisiken

Seit der Einführung des Mindestkurses vor knapp dreieinhalb Jahren erreichte der Franken nach einer mehrmonatigen Seitwärtsbewegung um 1,20 Franken Anfang 2013 knapp 1,25 Franken. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Franken wieder stärker.

Die Folgen des "Krieges" gegen die Franken-Aufwertung zeigen sich in den Devisenreserven der Schweizer Notenbank. Per Oktober 2014 betrug die Bilanzsumme knapp 535 Milliarden Franken, davon gut 476 Milliarden in Fremdwährungen, der Grossteil davon in Euro. Vor dem Eingriff der SNB in den Devisenmarkt war die Bilanz nur halb so gross. Die Aufblähung der SNB-Bilanz birgt enorme Verlustrisiken. Zwar wird die SNB das 2014 mit einem Rekordgewinn abschliessen, was aber hauptsächlich dem erstarkten Dollar gut zu schreiben ist.