Die SP verfügt mit Staatsrat Laurent Kurth nur über einen einzigen Kandidaten, der vom Bisherigen-Bonus profitieren könnte. Die Parteigenossen Monika Maire-Hefti und Jean-Nathanaël Karakash treten nicht mehr an.

Neu in die Regierung schaffen dürfte es Florence Nater, ehemalige Präsidentin der SP Neuenburg und Grossrätin. Auch für den Chaux-de-Fonnier Kurth stehen die Wahlchancen gut, obwohl der Finanz- und Gesundheitsdirektor im Neuenburger Jura für seine Spital- und Steuerreform kritisiert wird. Allerdings wird es für die Partei schwierig werden, ihren dritten Sitz zu verteidigen. Frédéric Mairy, Gemeinderat in Val-de-Travers, könnte mit seinen Wahlambitionen scheitern.

Im Angriffsmodus

Konkurrenz erwächst der SP von den Grünen, die den dritten Sitz der Sozialdemokraten erobern wollen und deshalb auf eine gemeinsame Liste verzichtet haben. Die Grüne Partei schickt mit Roby Tschopp, Gemeinderat von Val-de-Ruz, einen einzigen Kandidaten ins Rennen.

Die FDP hofft ihrerseits auf einen Rechtsrutsch in der Regierung. Zwar dürften die beiden bisherigen Staatsräte, Laurent Favre und Alain Ribaux, die Wiederwahl problemlos schaffen. Den beiden Neulingen, Grossrätin und Parteivizepräsidentin Chrystel Graf und Grossrat Lionel Rieder, werden bei der Majorzwahl jedoch kaum Wahlchancen eingeräumt.

Insgesamt kandidieren 21 Personen, darunter neun Frauen, für einen Sitz im fünfköpfigen Staatsrat. Abgesehen von der Sozialdemokratin Nater wird wohl keine andere Frau die Wahl in die Kantonsregierung schaffen.

Mehrere Parteien haben jedoch weibliche Kandidaten aufgestellt, um diesen mehr Präsenz für die gleichzeitig stattfindende Wahl in den Grossen Rat zu verschaffen. Dies gilt insbesondere für die Grünen, die Partei der Arbeit, die Mitte und das linke Bündnis SolidaritéS.

SVP im Krebsgang

Für die 100 Sitze im Kantonsparlament bewerben sich 525 Kandidaten. Knapp 40 Prozent davon sind Frauen. Die Proporzwahl findet nach einer neuen Formel statt. Die Kandidaten werden in einem Einerwahlkreis von der gesamten Kantonsbevölkerung gewählt und nicht wie bislang nur von der Bevölkerung ihres Bezirks. Zudem wird das Quorum von zehn auf drei Prozent gesenkt.

Die Neuenburger Legislative hatte nach den Wahlen 2017 eine bürgerliche Mehrheit. Die Verhältnisse änderten sich jedoch, als der SVP-Vertreter Xavier Challandes zu Beginn der Legislaturperiode den Grünen beitrat.

Neben Challandes verliessen während der Legislaturperiode drei weitere Abgeordnete die SVP - einer ging zur FDP, einer zur CVP, einer wurde parteilos. Die Partei dürfte es kaum schaffen, wieder auf ihre neun Abgeordnete wie zu Beginn der Legislaturperiode zu kommen.

Grüne auf dem Vormarsch

Bei der linken Mehrheit im Kantonsparlament wird es gemäss den Erwartungen bleiben. Beobachter gehen davon aus, dass die Grünen - wie schon bei den eidgenössischen und den kommunalen Wahlen - zulegen werden. Dabei dürfte die Partei, die gegenwärtig 17 Sitze im Kantonsparlament hat, der SP den einen oder anderen der 32 Sitze wegschnappen. Die Sozialdemokraten wiederum setzen darauf, dass die wirtschaftliche und soziale Krise der Partei zu mehr Stimmen verhelfen wird.

Die Grünliberalen mit aktuell vier Abgeordneten streben eine Verdopplung ihrer Sitze an. Ihre allfälligen Sitzgewinne könnten zu Lasten der SVP oder sogar der FDP gehen. Die FDP, die stärkste Partei im Kantonsparlament, wird ihre 44 Sitze voraussichtlich dennoch mehr oder weniger halten können.

Die Partei der Arbeit, welche derzeit sechs Abgeordnete stellt, hofft, ihre Mandate zu verteidigen oder sogar einen oder zwei Sitze hinzuzugewinnen.

(AWP)