Carsten Schloter wurde am Dienstagmorgen an seinem Wohnort im Raum Freiburg tot aufgefunden, wie die Swisscom in einer Mitteilung schreibt. Die Polizei geht von einem Suizid aus, die genaueren Umstände werden abgeklärt. Mit Rücksicht auf die Familie werden laut Swisscom keine weiteren Angaben gemacht. Schloter, der von seiner Frau getrennt lebte, verstarb im Alter von 49 Jahren. Er hinterlässt drei Kinder.

"Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden sind zutiefst betroffen und sprechen der Familie und den Angehörigen ihr Beileid aus", wird Hansueli Loosli, Präsident des Verwaltungsrates, in der Mitteilung zitiert. Die Führung des Unternehmens wird ad interim vom stellvertretenden CEO Urs Schaeppi übernommen, Leiter von Swisscom Schweiz. Die Aktie von Swisscom verliert nach der Bekanntgabe von Schloters Tod an der SIX bis zu 2 Prozent.

Auf die Polizeiangaben, wonach Schloter Suizid begangen haben soll, reagieren Bekannte des Verstorbenen völlig überrascht. Jemand, der Schloter kürzlich getroffen hat, sagt, dass er niemals mit so etwas gerechnet habe.

Schloter war bekannt als Mann, der stets hohe Ansprüche an sich selber stellte. Nicht nur im Geschäftsleben, auch in der Freizeit. Schloter liebte den Ausdauersport. So nahm er am härtesten Gebirgsrennen der Welt, der Patrouille des Glaciers, teil. "Diese Welt ist so reich, so vielfältig. Jeder Tag, der einem geschenkt wird, ist eine unglaubliche Chance. Ich kann morgens, wenn die Sonne um halb sechs Uhr aufgeht, nicht im Bett bleiben", sagte Schloter im Interview mit io management vor zwei Jahren.

"Ich gehe nicht bewusst an meine Grenzen, aber es ist so, ich gehe an meine Grenzen. Bequem zu werden, zurückzulehnen, das ist für mich eine Horrorvorstellung," sagte er weiter. Und: "Der Anspruch an mich selbst ist, immer in Bewegung zu bleiben und mich immer wieder in Frage zu stellen.

Opfer der modernen Kommunikationsgesellschaft

Carsten Schloter stiess im Jahr 2000 zum Unternehmen und leitete zunächst Swisscom Mobile. Im Jahr 2006 wurde er zum CEO von Swisscom ernannt. Von 2001 bis 2006 leitete er die Mobilfunksparte des Konzerns. Davor amtete er als Vorstandsmitglied des deutschen Handydienstleisters Debitel, der von der Swisscom übernommen wurde. Schloter, der in Paris Betriebswirtschaft studiert und dort einen Grossteil seiner Jugend verbracht hatte, startete seine berufliche Laufbahn bei Mercedes-Benz in Frankreich. Bei den Medienleuten war Schloter vor allem wegen seiner Nahbarkeit beliebt.

Bei Schloter hatten sich jüngst aber auch Selbstzweifel eingeschlichen. Kürzlich hat er sich in einem Zeitungsinterview als Opfer der modernen Kommunikationsgesellschaft dargestellt. "Ich stelle bei mir fest, dass ich immer grössere Schwierigkeiten habe, zur Ruhe zu kommen", sagte er der Zeitung "Schweiz am Sonntag" im Mai.

Auch das Auseinanderbrechen seiner Ehe vor ein paar Jahren habe nicht zu einer Änderung geführt. "Ich würde Ihnen gern sagen, dass ich Lehren daraus gezogen habe. Wenn es so wäre."