Diese werden im Fachjargon TLTRO genannt. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet signalisiert, dass darüber "sehr bald" im EZB-Rat diskutiert werden dürfte. Hier ein Überblick über die zuletzt vergebenen TLTROs und die Gründe, die für eine Neuauflage der Geldspritzen sprechen könnten.

WAS IST EIN TLTRO?

Das sperrige Kürzel "TLTRO" steht für "Targeted Longer-Term Refinancing Operation", bedeutete also gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte. Das sind Kredite für Geschäftsbanken mit einer Laufzeit von mehreren Jahren. Das Ziel der EZB bei diesen speziellen Liquiditätsspritzen ist es, die Kreditvergabe im Währungsraum zu befeuern. Sie sind daher so gestaltet, dass Banken Anreize erhalten, Darlehen an die Wirtschaft zu geben.

Die jüngste Serie dieser Geldsalven (TLTRO II) war mit sehr günstigen Konditionen ausgestattet. So erhielten Institute die Gelder zum Nulltarif, denn bei ihnen wurde der Leitzins von 0,0 Prozent veranschlagt. Darüber hinaus winkt ihnen eine Prämie von bis zu 0,4 Prozent, wenn sie nachweislich mehr Kredite vergeben. Die Laufzeit betrug vier Jahre. Mit dieser Konstruktion sollte erreicht werden, dass das Geld tatsächlich auch in Form von Darlehen zur Stützung der Konjunktur in der Wirtschaft ankommt.

WIE UMFANGREICH WAREN DIE JÜNGSTEN GELDSPRITZEN?

Eine erste Serie von derartigen Geldspritzen (TLTRO I) hatten die Währungshüter auf ihrer Zinssitzung im Juni 2014 auf den Weg gebracht. Eine zweite Serie von vier großen Langfristdarlehen (TLTRO II) mit Laufzeit von vier Jahren wurde im März 2016 beschlossen. Das erste Kreditgeschäft dieser zweiten Serie, das im Juni 2016 abgewickelt wurde, hatte ein Volumen von 399 Milliarden Euro, das zweite und dritte lag deutlich darunter. Das vierte erreichte dann wieder einen Umfang von 233 Milliarden Euro. Die Gelder müssen in den Jahren 2020 und 2021 zurückgezahlt werden. Das Volumen ausstehender Langfristkredite lag zuletzt noch bei rund 720 Milliarden Euro.

WER HAT ZUGEGRIFFEN?

Vor allem Banken in Italien, Spanien und Frankreich: Auf italienische Geldhäuser entfielen zuletzt noch ausstehende Langfristkredite in Höhe von annähernd 240 Milliarden Euro, spanische Institute werden mit rund 167 Milliarden Euro aufgeführt, Banken aus Frankreich mit etwa 112 Milliarden Euro. Für Institute in Deutschland ergibt sich ein Kreditvolumen von etwa 88 Milliarden Euro. Nach einer früheren Analyse des spanischen Bankhauses BBVA steht für einen Großteil der TLTRO-II-Gelder die Rückzahlung im Juni 2020 an.

WAS KÖNNTE EINE NEUAUFLAGE BRINGEN?

Die EZB könnte Banken helfen, eine Mitte des Jahres drohende Klippe zu umschiffen. Denn dann fällt die Restlaufzeit bestimmter TLTRO-Darlehen unter ein Jahr. Institute können die Gelder dann nicht mehr zur Berechnung bestimmter Finanzpolster (NSFR) heranziehen. Bei Italiens Banken klafft beispielsweise Schätzungen von Experten zufolge ab Juni eine Lücke, da dann rund 140 Milliarden Euro aus der Berechnung herausfallen. Praet hat allerdings ausgeschlossen, dass eine Neuauflage der TLTROs gezielt auf einzelne Länder zielen würde.

Allerdings könnte die EZB neue Geldsalven damit begründen, dass sie der Gefahr begegnen wolle, dass Banken im Zuge der aktuellen Konjunkturabkühlung bei der Kreditvergabe zögerlicher werden könnten. Praet wies darauf hin, dass ein prozyklisches Verhalten der Geldhäuser den Aufschwung ausbremsen könnte.

WELCHE SPIELARTEN DES TLTRO KÄMEN IN FRAGE?

Insidern zufolge könnte die EZB solche Geldspritzen mit einem variablen Zins ausstatten, der etwa dem Leitzins folgt. Auch die Laufzeit könnte kürzer gestaltet werden als bei der letzten Serie solcher Kreditgeschäfte. Laut Praet ist das Design dieser Parameter allerdings eine schwieriges Thema. Denn damit wird auch festgelegt, wie stark die geldpolitische Unterstützung für die Wirtschaft letztendlich ausfällt. 

(Reuters)