Über das Ganze gesehen, verlangen die Travail Suisse angeschlossenen Gewerkschaften rund 1 Prozent mehr Lohn im nächsten Jahr, wie sie am Donnerstag bekanntgaben. Ausklammern wollen sie aber unter anderem das Gastgewerbe und den öffentlichen Verkehr. In andern Branchen pochen sie aber auf höhere Saläre.

Ob Verkäufer, Briefträgerin oder Pflegehilfe: "Weil sie durchgehalten haben, wurde aus dem Lockdown kein Zusammenbruch", sagte Arno Kerst, Präsident der Gewerkschaft Syna, vor den Medien in Bern.

Lohnforderung im Gesundheitswesen

Syna verlangt im Gesundheitswesen generell 1 Prozent mehr Lohn und deutliche Erhöhungen der Löhne unter 5500 Franken. Im Detailhandel sollen die Löhne unter 5500 Franken strukturell erhöht werden. Gelernte sollten nicht unter 4500 Franken verdienen, Ungelernte nicht unter 4000 Franken.

Auch im Gewerbe fordert Syna mehr Lohn, namentlich im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe, und Nachholbedarf sieht die Gewerkschaft auch in der Industrie. Je nach Situation müssten die Saläre um 0,5 bis 1,5 Prozent erhöht werden.

In der Eventbranche, im Tourismus oder in der Exportindustrie verzichtet Syna dagegen auf Lohnforderungen. Gebe es für die Angestellten eine Nullrunde, solle allerdings dasselbe auch für die Aktionäre gelten, hält sie fest.

Transfair will im öffentlichen Verkehr auf Grund der schwierigen finanziellen Lage der Unternehmen keine generelle Lohnforderungen stellen, wie Präsident Stefan Müller-Altermatt (CVP/SO) ausführte.

Keine Erhöhung im Gastgewerbe

Gleich will Transfair in der öffentlichen Verwaltung sowie bei den ETH vorgehen. Lohnsenkungen für das Bundespersonal dürfe es aber nicht geben.

Bei der Post will Transfair dafür sorgen, dass der einem Teil der Mitarbeitenden bereits ausbezahlten Prämie von 500 Franken eine zweite für alle Angestellten folgt. Zudem will Transfair im Herbst Lohnforderungen stellen, ebenso wie bei Swisscom.

Im besonders hart getroffenen Gastgewerbe steht schon fest, dass die Mindestlöhne im laufenden Jahr und auch 2021 auf dem Niveau von 2019 bleiben. "Das gibt Planungssicherheit", sagte Urs Masshardt, Geschäftsführer der Hotel & Gastro Union. Die Sozialpartner passten ihren GAV, dem 250'000 Personen unterstellt sind, entsprechend an.

Der Dachverband Travail Suisse will nicht, dass die Corona-Krise Vorwand wird für eine flächendeckende Lohn-Nullrunde. Vor allem Angestellte mit tiefen Löhnen und unter ihnen viele Frauen hätten wegen der Kurzarbeit Lohneinbussen hinnehmen müssen, sagte Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse.

Kaufkraftverlust

Kurzarbeit sei in der Krise zwar wichtig gewesen. Doch die Lohnersatzquote von 80 Prozent bei Kurzarbeit und 70 Prozent bei der Arbeitslosigkeit führten zu markanten Einkommensausfällen und diese zu einem Kaufkraftverlust und Verzicht auf Konsum.

Aus Sicht von Travail Suisse sind Lohnerhöhungen deshalb auch aus Sicht der Volkswirtschaft nötig. Die Kaufkraft stärken könnte - gerade bei tiefen Löhnen - auch eine Erhöhung der Kurzarbeitsentschädigung von 80 auf 100 Prozent des Lohnes.

(AWP)