Die US-Regierung hatte im März das für Mitte Juni in den USA geplante Gipfeltreffen der sieben führenden Wirtschaftsnationen wegen der Coronavirus-Pandemie abgesagt und stattdessen eine Videokonferenz angesetzt. Der Gipfel hätte den ursprünglichen Plänen nach vom 10. bis 12. Juni am Landsitz des Präsidenten in Camp David stattfinden sollen. Ein Teil des Gipfels könnte dort stattfinden, in erster Linie würde er aber im Weissen Haus abgehalten werden, sagte Trump nun.

Der US-Präsident ist 2020 Gastgeber des G7-Gipfels und konnte damit den Ort auswählen. Zu der "Gruppe der Sieben" gehören neben den USA Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Kanada und Japan. Wie am Abend aus Kreisen des Pariser Élyséepalastes verlautete, ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron willens, nach Camp David zu reisen, falls die Gesundheitsbedingungen es erlaubten. In den Kreisen wurde die "Bedeutung der G7 bei der Antwort auf die Krise" hervorgehoben. Auch Kanadas Premier Justin Trudeau zeigte sich offen für eine Diskussion über ein persönliches Treffen in den USA. EU-Ratschef Charles Michel würde einer Einladung Trumps folgen, falls die Gesundheitsbedingungen es zuliessen, wie ein Sprecher sagte.

Merkel liess offen, ob sie einer Einladung Trumps zu einem realen G7-Treffen in wenigen Wochen folgen würde. In welcher Form auch immer dieses Treffen stattfinde, "ob als Videokonferenz oder anders, ich werde auf jeden Fall für den Multilateralismus kämpfen. Das ist ganz klar. Sowohl bei G7 als auch bei G20", sagte Merkel am Mittwoch in Berlin.

Auf die Nachfrage, ob sie bei einer Einladung Trumps zu einem Treffen der G7 in die USA reisen würde, entgegnete Merkel: "Ich wollte das sagen, was ich gesagt habe. Das Weitere warten wir einfach mal ab. Ich habe meine Worte mit Bedacht gewählt."

Nach Angaben des Weissen Hauses brachte Trump das Thema am Mittwoch auch in einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf. Trump habe deutlich gemacht, dass er sich auf eine baldige Zusammenkunft der G7 freue, hiess es.

Trump versucht seit Wochen, in der Corona-Pandemie Zuversicht zu versprühen, und stellt seit längerem eine schnelle Erholung des Landes von der Krise in Aussicht. Die USA sind von der Corona-Pandemie schwer getroffen - in absoluten Zahlen sogar weltweit am stärksten, mit mehr als 1,56 Millionen bekannten Infektionen und fast 94 000 Toten.

Infolge der rasanten Ausbreitung des Pandemie hatten die meisten US-Bundesstaaten strikte Ausgangsbeschränkungen verhängt. Das öffentliche Leben kam so in weiten Teilen zum Erliegen, die Wirtschaft des Landes stürzte in eine schwere Krise. Inzwischen haben die US-Bundesstaaten diverse Lockerungen der Corona-Beschränkungen auf den Weg gebracht. Experten zufolge ist die Krise in den Vereinigten Staaten aber keineswegs überstanden. Auch europäische Länder sind trotz erster Lockerungen noch weit von einer kompletten Rückkehr zur Normalität entfernt.

Bislang gelten ausserdem strenge Reisebeschränkungen zwischen den USA und Europa, was zusätzliche Fragen zur Machbarkeit eines baldigen persönlichen Gipfeltreffens aufwirft. Angesichts der schwerwiegenden Auswirkungen der Pandemie in mehreren europäischen Staaten hatte Trump Mitte März einen Einreisestopp für Ausländer aus dem Schengenraum, Grossbritannien und Irland verhängt. Die Europäische Union hatte Mitte März ihrerseits ebenfalls Einreisebeschränkungen für Bürger der allermeisten Nicht-EU-Staaten eingeführt, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen.

Ohnehin sind Gipfeltreffen wie der G7 ein gewaltiger logistischer Kraftakt. Ob es möglich wäre, in so kurzer Zeit nun doch eine persönliche Zusammenkunft grosser Delegationen aus den G7-Staaten auf die Beine zu stellen, ist fraglich./jac/bk/DP/he

(AWP)