Die Zusammensetzung sei völlig veraltet, sagte er auf dem Rückflug von Cape Canaveral in Florida nach Washington vor Journalisten. Er habe nicht den Eindruck, dass die G7 gut vertrete, was in der Welt vor sich gehe. Deshalb schlug Trump vor, Russland, Südkorea, Indien und Australien mit an den Tisch zu holen. Ob es sich um eine dauerhafte Erweiterung handelte, war zunächst unklar.

Der Gruppe der sieben führenden Industriestaaten gehören die USA, Kanada, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien an. An den Treffen nimmt auch die Europäische Union teil. Trump hatte bereits bei mehreren Gelegenheiten erklärt, Russland müsse wegen seiner globalen strategischen Bedeutung der Gruppe angehören. Das Land war 2014 aus der damaligen G8, also der G7 plus Russland, wegen der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim ausgeschlossen worden. Seinerzeit war noch Barack Obama US-Präsident. Russland kontrolliert die Krim noch immer, und mehrere G7-Staaten haben frühere Forderungen Trumps, Russland wieder aufzunehmen, zurückgewiesen.

Zu dem Vorstoß von Trump war von den meisten europäischen Ländern zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Sie müssten den Vorschlag erst noch prüfen, hieß es vielerorts. Die Bundesregierung reagierte verhalten. "Wir warten auf die weiteren Informationen durch die USA, die ja Gastgeber sind", sagte ein Regierungssprecher am Sonntag in Berlin. Australien hat bereits erklärt, es würde eine Einladung zu dem Treffen begrüßen. Südkorea will das Vorhaben mit den USA besprechen.

Der G7-Gipfel war für Ende Juni in Washington geplant. Nun solle er im September oder später stattfinden, sagte Trump. Das Treffen der führenden Industriestaaten sollte als Zeichen für die Aufhebung der weltweiten Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie und für die Wiederbelebung der Wirtschaft dienen. War es zunächst als Videokonferenz geplant, brachte Trump zuletzt jedoch wieder ein Präsenztreffen ins Spiel. Das sei ein großartiges Signal der Normalisierung, erklärte er. Von Bundeskanzlerin Angela Merkel erhielt er dafür eine Absage. Wegen der Pandemie könne Merkel eine Reise in die USA nicht zusagen, sagte ein Regierungssprecher am Wochenende.

Thema des Gipfeltreffens soll einer Sprecherin des US-Präsidenten zufolge auch China sein. Derzeit nehmen die Spannungen zwischen den USA und der Volksrepublik wieder zu. Trump wirft China eine Verschleierungstaktik bei dem Ausbruch des Coronavirus vor. Die USA sind das weltweit am stärksten betroffene Land mit über 100.000 Toten. Zudem leitete Trump das Ende der Sonderbehandlung Hongkongs in die Wege. Hintergrund ist ein umstrittenes sogenanntes Sicherheitsgesetz Chinas, für das der Volkskongress in Peking am Donnerstag den Weg frei machte. Gegner befürchten den Verlust von Freiheiten, die die ehemalige britische Kronkolonie seit ihrer Rückgabe an China 1997 genießt. 

(Reuters)