Mit Schweizer Bankaktien liess sich in den vergangenen Monaten sehr viel Geld verdienen. Beim Swiss Performance Index hat der Branchenindex für Bankaktien seit seinen Tiefstständen von Anfang Juli um mehr als 40 Prozent zugelegt. Absoluter Spitzenreiter ist die zuvor arg gebeutelte Aktie der Credit Suisse mit einem Kursplus von 60 Prozent. Dem stehen UBS und die Vontobel Holding mit einem Plus von immerhin knapp 50 Prozent nicht viel nach.

Doch die Stunde der Wahrheit naht: Am Freitagmorgen wird die UBS über die Geschäftsentwicklung im Schlussquartal und damit auch für das ganze 2016 berichten. Dann wird sich zeigen, ob diese Vorschusslorbeeren auch wirklich gerechtfertigt sind. Verhält es sich wie bei den Abschlüssen der US-Banken, die in den letzten zwei Wochen ihre Resultate offenlegten, dann könnte auch hier der Teufel im Detail stecken.

Die Erwartungen an die grössere der beiden Schweizer Grossbanken gelten nicht gerade als sehr ambitiös, geht das vierte Quartal für gewöhnlich doch mit unterdurchschnittlichen Erträgen und etwas höheren Kosten einher, wie auch viele Experten in ihren Vorschauen schreiben.

Resultat der UBS verspricht wichtige Anhaltspunkte

Zur UBS: Der Bankenanalyst von Kepler Cheuvreux geht von Erträgen von 6,4 Milliarden Franken aus. Das liegt 9 Prozent unter dem Vorjahr und entspricht gegenüber dem vorangegangenen dritten Quartal einem Rückgang um 5 Prozent. Mögliche Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten ausgeklammert, rechnet der Experte im Jahresvergleich dann aber trotzdem mit einem um knapp 50 Prozent höheren Vorsteuergewinn von 1,66 Milliarden Franken. Der Grund: Fortschritte auf der Kostenseite, höhere Kundenaktivitäten im Dezember sowie der stärkere Dollar.

Da die UBS zu den grössten Vermögensverwaltern der Welt zählt und noch immer über ein Standbein im Investment Banking verfügt, lassen sich von ihrem Resultat wichtige Rückschlüsse auf die ähnlich gelagerten Geschäftsaktivitäten anderer Schweizer Banken ziehen. Doch die UBS dürfte gerade im Bereich Wealth Management Americas überdurchschnittlich stark vom höheren Dollar sowie von den jüngsten Entwicklungen entlang der Zinskurve profitiert haben.

Dem für Baader-Helvea tätigen Analysten wird dieser Impuls grundlegend unterschätzt. Seines Erachtens wurden die Gewinnerwartungen für diese Geschäftseinheit seit November gerademal um 1,5 Prozent nach oben revidiert. Doch nicht nur beim Gewinnbeitrag, auch bei der Nettoneugeldentwicklung geht er von einem überzeugenden Zahlenkranz aus. Erst vor wenigen Tagen nahm der Experte deshalb die Wiederabdeckung der UBS-Aktie mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 20 Franken auf.

Ergebnishoffnungen auch bei Julius Bär

Neben der UBS dürfte hierzulande auch Julius Bär überdurchschnittlich stark vom festen Dollar und den höheren Zinsen in Übersee profitiert haben. Wie einem Ausblick der Deutschen Bank entnommen werden kann, beträgt der Dollar-Anteil an den verwalteten Kundenvermögen gut 45 Prozent - bei gerademal 8 Prozent der Gesamtkosten. Mit anderen Worten: Ein gegenüber dem Franken um 10 Prozent stärkerer Dollar macht sich in einem um 16 Prozent höheren Vorsteuergewinn bemerkbar.

Der Verfasser des Ausblicks geht von einem Vorsteuergewinn von 740 Millionen Franken und einer leichten Belebung bei der Nettoneugeldentwicklung aus. Gut möglich, dass sich diese Prognosen jedoch als zu konservativ erweisen.

Versuchte Credit Suisse die Erwartungen zu dämpfen?

Auch von der Vontobel Holding wird in Analystenkreisen ein überzeugendes Jahresergebnis nachgesagt. Die Diversifikation weg vom Investment Banking in die Geschäftsfelder Asset Management und Wealth Management über Firmenzukäufe und den Aufbau von Kundenberatern habe sich zuletzt ausbezahlt gemacht, schreibt beispielsweise der Bankenanalyst der UBS Investmentbank. Mit seiner Prognose eines Reingewinns von 200 Millionen Franken für das vergangene Jahr liegt er denn auch um gut 6 Prozent über den Erwartungen anderer Berufskollegen. Allerdings hält der Experte mittlerweile selbst seine Annahmen für eingepreist, liegt die Vontobel-Aktie doch rund 50 Prozent über ihren Tiefstkursen vom vergangenen Sommer.

Die Aktie der Credit Suisse (rot) im 52-Wochen-Vergleich mit der UBS-Aktie (grün); Quelle: www.cash.ch

Die Aktionäre der Credit Suisse müssen sich hingegen noch bis Mitte nächsten Monat in Geduld üben. Die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken hat ihre Ergebnisveröffentlichung für den 14. Februar angesetzt. Noch liegen für das zurückliegende vierte Quartal keine Konsensschätzungen vor. Nach dem Vergleich mit dem amerikanischen Justizministerium im Zusammenhang mit der Verbriefung fragwürdiger Hypotheken droht im Schlussquartal ein Milliardenverlust, soviel lässt sich schon heute sagen.

Darüber hinaus gilt das Interesse zum einen den Fortschritten auf der Kostenseite und zum anderen der Nettoneugeldentwicklung. Schon seit Tagen kursieren Gerüchte, wonach die Schweizer Grossbank gegenüber Analysten die Erwartungen an das Schlussquartal zu dämpfen versucht habe. Zuerst war nur von negativen Auswirkungen einer Neuausrichtung des Geschäfts mit externen Vermögensverwaltern die Rede. Mittlerweile heisst es, dass auch vor der saisonal rückläufigen Ertragsentwicklung sowie vor vorübergehend höheren Kosten gewarnt worden sei. Bis heute hat jedoch noch kein Experte seine Schätzungen mit dem Rotstift überarbeitet.

Grosse Schweizer Bankaktien im Überblick:

Aktie

KGV* 2016

Dividendenrendite

Credit Suisse

n.a.

4,6 Prozent

Julius Bär

17

2,6 Prozent

UBS

15

3,6 Prozent

Vontobel

15

3,5 Prozent

* Kurs-Gewinn-Verhältnis